Papst trifft Oberhaupt der Anglikaner: "Gemeinsame Herausforderungen"
Papst Benedikt XVI.
hat am Freitag in London mit dem anglikanischen Primas Rowan Williams gesprochen.
Im Lambeth Palace, dem Dienstsitz des Erzbischofs von Canterbury, bekräftigten beide
Kirchenführer ihren Willen zu Fortschritten in der Ökumene. Nur indirekt kamen Auffassungsunterschiede
zwischen den beiden Kirchen zur Sprache; „diese Probleme sind allen hier bekannt“,
sagte Papst Benedikt in seiner Ansprache, ohne direkt auf die Zulassung von Frauen
und bekennenden Homosexuellen zum Bischofsamt einzugehen. Das Dilemma der Ökumene
sei, dass die Kirche „eine inklusive Berufung“ habe, „jedoch nicht auf Kosten der
christlichen Wahrheit“, so der Papst.
Auch Williams äußerte die Einschätzung,
die Hindernisse auf dem Weg zur Kircheneinheit seien „nicht schnell zu überwinden“.
Aber nichts hindere Christen beider Konfessionen, durch gemeinsame Gottesdienste und
engere Freundschaft einander im Glauben zu stärken. Ziel sei weder eine strategische
Zusammenarbeit zur politischen Einflussnahme noch eine „Dominanz des christlichen
Glaubens im öffentlichen Raum“, so der Erzbischof von Canterbury. Mit Blick auf die
Gefahr einer zunehmenden Säkularisierung betonte Williams, es sei wichtig, „Trends
in der Gesellschaft entgegenzutreten, die Religion als eine Beleidigung des Intellekts“
verstünden.
Neuerlich kam Benedikt auf die multikulturellen Gegebenheiten
seines Gastlandes zu sprechen. Diese schaffen nach Ansicht des Papstes neue interreligiöse
Herausforderungen. Gerade in einer zersplitterten Welt wie dieser sollten Gläubige
verschiedener Religionen Wege suchen, um gemeinsam den universalen Ruf zur Heiligkeit
zu bezeugen. Dies könne nicht nur im Persönlichen, sondern auch im gesellschaftlichen
Bereich positive Früchte tragen, so der Papst. (rv/kipa 18.09.2010 gs)