Die bundesweite Opferinitiative „Eckiger Tisch“ hat den Vatikan zu mehr Aufklärung
von sexuellem Missbrauch in katholischen Einrichtungen aufgerufen. In einem am Dienstag
in Berlin veröffentlichten Brief wandte sie sich mit ihrer Forderung an die „Leitung
der katholischen Kirche“. Die Initiative vertritt Opfer sexuellen Missbrauchs an Jesuitenschulen.
In den Schreiben führt die Initiative den früheren Jesuitenpater Wolfgang S. an. Dieser
war in den 70er und 80er Jahren an Ordensschulen in Berlin, Hamburg und Sankt Blasien
in Baden-Württemberg tätig. Die gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen lösten unter
anderem die anhaltende Missbrauchsdebatte aus. Der Ordensmann habe bereits 1991 im
Zusammenhang mit seinem Antrag auf Laisierung an den Papst ein umfängliches schriftliches
Geständnis abgelegt, heißt es in dem Schreiben der Initiative. Darin habe er den Missbrauch
von über hundert Kindern und Jugendlichen eingeräumt. Der „Eckige Tisch“ fordert nun
Auskunft darüber, wer Anfang der 90er Jahre über die Laisierung von Wolfgang S. entschieden
habe und wie darüber mit den Jesuiten kommuniziert worden sei. Zudem stelle sich die
Frage, warum die Kirche auf das Geständnis nicht mit einer Strafe reagiert habe, so
die Initiative.