Kommenden Montag öffnet die Vatikanische Apostolische Bibliothek nach drei Jahren
Renovierung ihre Pforten. Umfangreiche Bauarbeiten haben in dieser Zeit stattgefunden.
So wurden die Decken verstärkt, da die alten Gebäude aus der Renaissance der Bücherlast
nicht mehr gewachsen waren und nachzugeben drohten. Außerdem erhielt das Büchermagazin
einen besseren Brand- und Staubschutz, eine neue Klimaanlage und ein Sicherheitssystem
auf dem letzten Stand. Die seinerzeit nicht unumstrittene Totalschließung der Bibliothek
wurde aber auch dazu genutzt, die Bestände mithilfe neuester Technik benutzerfreundlicher
zu machen. Der Präfekt der Vatikan-Bibliothek, Cesare Pasini, erklärte uns, wie das
funktioniert:
„Jeder Forscher hält neben seinem elektronischen Ausweis
auch täglich ein Passwort. Damit kann man sich vom eigenen Laptop aus in die Datenbanken
der Bibliothek einwählen und die gewünschte Handschrift oder das Buch bestellen. Außerdem
haben wir jedes einzelne Buch im Lesesaal mit einem Mikrochip ausgestattet. Wenn Sie
nun ein Buch nehmen und anderswo hintragen wollen, werden Sie daran erinnert, dass
Sie das nicht dürfen. So vermeiden wir, dass Bücher falsch abgestellt und damit für
immer unauffindbar sind.“
Die „Vaticana“, so heißt die päpstliche Buchsammlung
unter Fachleuten ganz schlicht, ist eine der wertvollsten Bibliotheken der Welt. Vor
allem ihr Bestand an Handschriften ist eindrucksvoll: Mehr als 150.000 Manuskripte
werden hier für die Forschung verwahrt, so viel wie kaum eine andere Bibliothek. Anders,
als man annehmen würde, haben die Päpste im Lauf der Jahrhunderte nicht bloß Bibeln,
Gebetsbücher und theologische Fachliteratur gesammelt, sondern alles, was ihre Neugier
erweckte, darunter prominente Abhandlungen zu Astronomie oder Geographie, viel Belletristik,
außerdem Landkarten, Münzen und vieles mehr. „Es ist der humanistische Geist, der
uns besonders auszeichnet“, sagt Präfekt Pasini.
„Humanistischer Geist,
das bedeutet zu forschen, indem man den Quellen auf den Grund geht. Und das in aller
Ruhe. Nicht den Moden nachlaufen oder den Ideen, die einem als erstes einfallen, denn
nicht immer ist die erste Idee die Wahrheit. Wenn ein Wissenschaftler hier ein Gebiet
erforscht, dann ist er vielleicht nicht der einzige, und das ist gut so, dann gibt
es Austausch, Vergleich und Diskussion. Und allmählich schält sich die Wahrheit heraus.
Dazu braucht es Seriosität und Geduld. Wir haben hier keine Eile, selbst wenn uns
modernste Hilfsmittel das Studium erleichtern.“
Zudem soll der Salone Sistino,
das historische Herzstück der Bibliothek, in wenigen Jahren wieder als Lesesaal benutzt
werden. Der italienische Architekt Paolo Portoghesi arbeitet an einem Entwurf für
die Umgestaltung des Prunksaales aus dem 16. Jahrhundert. Zuletzt war der Salone Sistino
den Vatikanischen Museen angegliedert. (rv 13.09.2010 gs)