Papst an neuen D-Botschafter: „Ein unpersönlicher Gott erkennt nicht“
Mit einem Plädoyer für ein Leben aus christlicher Überzeugung begrüßte Papst Benedikt
XVI. an diesem Montag den neuen Botschafter Deutschlands beim Heiligen Stuhl, Walter
Jürgen Schmid. Schmid trat mit der Übergabe der Beglaubigung offiziell seinen Dienst
als Botschafter an.
Viele Menschen folgen einer nachgiebigen religiösen Auffassung.
An die Stelle des personalen Gottes trete ein unbestimmtes Höchstes Wesen, das „nur
eine vage Beziehung zum persönlichen Leben des Menschen hat.“ Mit diesen Gedanken
begann Benedikt seine Ansprache an den neuen Botschafter und seine Mitarbeiter. Die
Aufgabe dieses Glaubens an einen persönlichen Gott habe aber einen Gott zur folge,
der nicht mehr erkenne, spreche oder höre, und der auch keinen Willen habe. „Wenn
Gott keinen Willen hat, dann ist Gut und Böse letztlich nicht mehr zu unterscheiden.
Gut und Böse stehen nicht mehr im Widerspruch zueinander, sondern sind nur ein Gegensatz,
in dem beide Elemente komplementär sind“, so der Papst wörtlich. Dem stellte Benedikt
XVI. die deutschen Märtyrer aus der Zeit des Naziregimes gegenüber, vor allem die,
die in der nächsten Zeit selig gesprochen werden, wie z.B. Georg Hirschfelder, am
kommenden Sonntag in Münster, oder Georg Häfner und die Lübecker Märtyrer, deren Seligsprechungen
im nächsten Jahr stattfinden werden. Nur aus einer christlichen Überzeugung heraus
könne man für Glauben, für das Recht ungehinderter Religionsausübung und der freien
Meinungsäußerung einstehen.
Ehe und Familie Mit Sorge sehe
die Kirche die wachsende Verdrängung des christlichen Verständnisses von Ehe und Familie
aus dem gesellschaftlichen Bewusstsein. Der Papst betonte ebenfalls den christlichen
Grundsatz, dass Menschen besonders in Situationen der Schwäche zu schützen seien.
Besonders in den Bereichen von Biotechnologie und Medizin sei dies ein Wandeln auf
schmalen Graden. „Wir können uns diesen Entwicklungen nicht verweigern, müssen aber
sehr wachsam sein. Wenn man einmal damit beginnt, und oft geschieht dies schon im
Mutterleib, zwischen lebenswertem und lebensunwertem Leben zu unterscheiden, wird
keine andere Lebensphase ausgespart bleiben, gerade auch Alter und Krankheit nicht,“
so Benedikt wörtlich.
Mediengesellschaft Auch auf die Mediengesellschaft
ging der Papst in seiner Ansprache ein: vielfach gehe es in einem wirtschaftlichen
Wettbewerb mehr um Aufmerksamkeit als um Treue zur Wahrheit. Der Kontrast und der
Konflikt schaffe dieses notwendige Aufsehen, aber auf Kosten des Wahrheitsgehaltes.
Schmid
ist Nachfolger von Hans-Hennig Horstmann, der das Amt von 2006 bis zum Sommer dieses
Jahres ausübte. Zuvor war Schmid Botschafter in Moskau.