Großbritannien: „Viele sind über die Kosten beunruhigt”
Vom 16. bis 19. September
reist Papst Benedikt XVI. nach Großbritannien. Während der Besuch bei den Katholiken
im Land Vorfreude auslöst, ruft er in vielen Teilen der Gesellschaft aber auch ungewöhnlich
feindselige Reaktionen hervor. Atheistische Gruppen drohten sogar damit, den Heiligen
Vater wegen der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche verhaften zu lassen. Wie
die Briten zum Staatsbesuch aus dem Vatikan stehen, fragten wir den Mitarbeiter der
Hilfsorganisation „Kirche in Not“ in London, John Pontifex. „Der Mehrheit der
Briten ist es wohl egal, ob der Papst kommt oder nicht. Zwei relativ kleine Gruppen
dagegen sind jeweils entweder sehr enthusiastisch für oder sehr entschieden gegen
den Besuch. Doch die Hauptbedenken der schweigenden Mehrheit betreffen vor allem die
Kosten. Es gab immer wieder Berichte über steigende Kosten, und viele Menschen haben
sich die Frage gestellt, ob der Aufwand es auch wert sei. Der Erfolg der Visite wird
sehr davon abhängen, ob es dem Papst gelingt, den Glauben der Katholiken hier in Großbritannien
zu stärken. Die Kosten gehen in die Millionen, und die Kirche trägt zwar ihren Teil,
aber da es sich zumindest teilweise um einen Staatsbesuch handelt, wird auch der Steuerzahler
große Teile mitfinanzieren.“ Kleine atheistische Gruppen waren im Vorfeld des
Papstbesuches bis nach Deutschland zu hören. Frage an Mister Pontifex: Wie haben Sie
das als katholischer Journalist wahrgenommen - sind die Katholiken zu leise in ihrem
öffentlichen Auftreten? „Ja, das sind wir ganz sicher. Wir haben es verpasst,
unsere Stimme zu erheben. Wir haben es mit hervorragend organisierten Atheisten wie
Richard Dawkins oder Christopher Hitchens zu tun. Beide sind in der Lage, die Medien
zu packen und für sich zu aktivieren. Dadurch konnten sie eine regelrechte Kampagne
starten und werden diese weiter verfolgen, je näher der Papstbesuch kommt. Wir können
nur hoffen, dass die katholischen Medien angemessen darauf reagieren.“ Welche
Themen wird der Papst Ihrer Meinung nach in Großbritannien in den Mittelpunkt seiner
Ansprachen stellen?
„Es ist so gut wie sicher, dass er wieder die „Diktatur
des Relativismus“ ansprechen wird. Dieses Thema hat sein Pontifikat von Anfang an
durchzogen. Es wird oft behauptet, dass die Säkularisierung gerade in Großbritannien
ein großes Hindernis für die Kirche darstelle. Ehrlich gesagt denke ich aber manchmal,
dass sich die Gesellschaft etwas vormacht. Denn wenn Sie die Statistiken über das
religiöse Leben in Großbritannien betrachten, werden Sie feststellen, dass wir immer
noch ein christliches Land sind. Es könnte also passieren, dass diese ganze säkulare
Strömung wie eine Seifenblase platzt.“ (kirche in not 13.09.2010 sk)