Österreich: „Christen an entscheidender Wegkreuzung“
Angesichts der multireligiösen Situation von heute sind christliche Kinder und Jugendliche
ganz besonders zu Dialogfähigkeit herausgefordert. Das betonte der renommierte Religionspädagoge
der Universität Tübingen, Albert Biesinger, bei der traditionellen Maria-Namen-Feier
an diesem Sonntag. Die Feier wurde zum fünfzigsten Mal seit 1960 in der Wiener Stadthalle
abgehalten. Wörtlich meinte Biesinger: „Wir stehen in West- und Mitteleuropa als Christinnen
und Christen an einer historischen Wegkreuzung“. Der gesellschaftliche „Umwälzungsprozess“,
in dem sich Europa derzeit befinde, müsse von Christen erkannt und ernst genommen
werden. Biesinger bedauerte, dass „viele christliche Kinder und Jugendliche den kritischen
religiösen Anfragen ihrer muslimischen Klassenkameraden und Kameradinnen kaum Rede
und Antwort stehen können“. Alarmierend an diesem Transformationsprozess sei jedoch
nicht, dass christliche Kinder in der Schule und in ihrem Alltag auch muslimischen,
jüdischen, atheistischen oder anders religiösen Kindern begegnen würden. „Alarmstufe“
bestehe vielmehr deshalb, „weil viele christliche Kinder in dieser multireligiösen
Situation in die Defensive geraten“ und nicht dialogfähig seien. Damit Kinder „im
Pluralismus der Religionen“ bestehen können, bräuchten sie „eine entschiedenere Qualität
von religiöser Erziehung“, indem sie „ihr Christsein von den eigentlichen Wurzeln
her verstehen lernen“. Wichtig sei auch religiöse Erziehung in der Familie und der
entschiedene Wille der Eltern, ihre Kinder religiös zu begleiten. Um dies zu gewährleisten,
müsse bei der Bildung der Erziehungsberechtigten in Glaubensfragen begonnen werden.
Als Beispiel nannte Biesinger die Vorbereitung auf die Erstkommunion. In der heutigen
Situation müsse man im ersten Schritt die Eltern auf die Kommunion ihrer Kinder vorbereiten
und darauf aufbauend mit den Kindern zu beginnen.