USA: Der 11. September ist ein „interreligiöser Gedenktag"
Der 11. September
ist in New York eine Art interreligiöser Gedenktag für die Opfer, aber keineswegs
gegen die Moslems. Das sagte New Yorks Erzbischof Timothy Dolan im Gespräch
mit Radio Vatikan. Die Idee einer evangelischen US-amerikanischen Sekte, zum Zeichen
des Protestes am 11. September den Koran zu verbrennen, findet der Erzbischof abwegig:
„Das ist nicht gut! Das ist gegen die Bibel, gegen den Glauben. In New
York ist der 11. September ein Gedenktag für alle: Katholiken, Moslems, Juden. Es
ist ein Tag des Gebets, des Friedens und der Gerechtigkeit, und die ganze Stadt ist
vereint, wenn wir der Menschen gedenken, die bei diesen Anschlägen starben. Es ist
kein Gedenktag gegen jemanden, gegen Moslems oder dergleichen. Der 11. September ist
in New York die Brücke zwischen den Religionen.“
Indessen hat ein zweiter
US-Geistlicher hat für Samstag eine Koranverbrennung angekündigt. Reverend Bob Old,
Leiter einer fundamentalistischen Gruppe namens Disciples of Christ (Jünger Christi)
im Bundesstaat Tennessee, teilte mit, er werde zum Jahrestag der Terroranschläge des
11. September auf seinem Grundstück eine Ausgabe des Koran verbrennen und ein Video
davon ins Internet stellen. In Gainesville/Florida hatten Aktivisten des sogenannten
Dove World Outreach Center um ihren Pastor Terry Jones angekündigt, am 11. September
demonstrativ Koranexemplare entzünden. Sie lösten damit weltweit Proteste von Sprechern
verschiedener Religionen aus. In Afghanistan und Indonesien wurden US-Flaggen verbrannt.
Die Spitzen der US-amerikanischen Politik warnten vor einer großen Gefahr für die
nationale Sicherheit und die US-Soldaten im Einsatz. Präsident Barack Obama sagte
ein „Bonanza an Rekrutierungen“ für das islamistische Terrornetzwerk El Kaida voraus,
sollten die Koranverbrennungen stattfinden.
Zur geplanten Moschee nur
wenige hundert Meter von Ground Zero entfernt äußerte sich der New Yorker Erzbischof
abwartend. Die Anschläge fundamentalistischer Terroristen, bei denen am 11. September
2001 fast 2.800 Menschen starben, seien immer noch „eine offene Wunde“ in den USA.
Aber wenigstens gebe es Diskussionen.
„Es gibt so viele Werte in Amerika,
wie Freiheit und Gastfreundschaft - amerikanische Werte, die gleichzeitig katholische
Werte sind. Familien in New York, die damals Angehörige verloren haben, sagen, wir
haben viel Respekt für die islamische Gemeinde, aber sie bitten um Geduld. Sie sagen,
vielleicht ist es noch zu früh, so kurz nach dem Fall der Zwillingstürme und so nahe
daran eine Moschee zu bauen. Wir brauchen noch Zeit, diese Wunden zu heilen. Für uns
ist Ground Zero fast eine Art neues Lourdes, weil dort immer noch so viele Tränen
fließen. Ein Ort des Gebets, ein Ort der Träume für eine Zukunft, in der es eines
Tages keinen Krieg und keine Gewalt mehr gibt.“
Dolan hatte sich in der
Vergangenheit als Vermittler im Moscheenstreit angeboten. Er könne sich etwa vorstellen,
sich an der Suche nach einem anderen Ort für das umstrittene Gemeindezentrum zu beteiligen.