2010-09-10 13:38:23

D/Nordkorea: „Verhindert die Hinrichtung von Christen in Nordkorea!“


RealAudioMP3 Nordkorea begeht an diesem Freitag seinen Nationalfeiertag. Das ist kein Grund zu Stolz und Freude, erinnern Menschenrechtler und christliche Organisationen: Christen werden in dem kommunistischen Staat wie in keinem anderen Land verfolgt, Religionsfreiheit und Menschenrechte mit Füßen getreten. Das unterstrich jetzt erneut die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte in Frankfurt. Sie forderte die Bundesregierung auf, im Rahmen der bestehenden diplomatischen Beziehungen zu Nordkorea die Hinrichtung von Christen anzusprechen. Warum gerade Christen in Nordkorea im Visier des Regimes stehen, erklärt der Referent für Religionsfreiheit bei der IGFM, Walter Flick, im Interview mit dem Kölner Domradio.

„Christen werden im kommunistischen Regime als Staatsfeinde angesehen. Sie gelten auch als in Kontakt mit den USA. Sie beten nicht den Diktator an, sie beten nur den einen christlichen Gott an. Und bei ihrer Unterdrückung spielt auch der Umschwung in Osteuropa eine Rolle, der Fall der Mauer wird auch in Verbindung gebracht mit Christen, nach dem Motto: Christen sind kontra-revolutionär, mit den USA im Bunde und gefährden das System.“

Schon in der nordkoreanischen Verfassung wird Religion direkt mit einer Gefährdung des Staates verknüpft. In Artikel 68 wird Bürgern formell freie Religionsausübung gewährt, solange diese nicht „zur Infiltration durch äußere Kräfte oder zur Verletzung der staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung“ missbraucht werde. Nach offiziellen Zahlen gebe es in Nordkorea nur wenige tausend Katholiken und etwa 12.000 Protestanten, so Flick. Nur in dem staatlich gebilligten, engen Rahmen sei es den Christen überhaupt möglich, ihren Glauben zu leben.

„Und wenn sie nicht diesen offiziellen Kirchen angehören, riskieren sie es, verhaftet zu werden, in Konzentrationslager zu kommen und dort hingerichtet zu werden. Im Frühjahr sind zum Beispiel drei Christen, die einer Untergrundgemeinde angehören – man geht von 200.000 Untergrundchristen aus – aufgespürt worden und dann hingerichtet worden, der Rest der Gruppe landete im Gefängnis.“

Wegen der Abschottung des Landes – so dürfen Nordkoreaner zum Beispiel selbst das Land nicht verlassen – sei es schwer, an gesicherte Informationen über Menschenrechtsverletzungen zu kommen, berichtet Flick weiter. Die Christenverfolgungen gälten jedoch als gesichert; Hauptquellen dafür seien Menschenrechtsberichte des US-Außenministeriums sowie Informationen christlicher Organisationen, die Kontakte in das Land hätten.

„Es gibt auch Bibelverteiler in dem Land, Christen aus China, die dorthin gekommen sind. Also es gibt schon Untergrundkontakte, die etwas zu dem Land wissen. Die Verfolgung gilt als gesichert. Von den 200.000 Insassen von Konzentrationslagern, so schätzt man, sind ein Drittel Christen.“

Konzentrationslager, Folter und Unterdrückung – da ist es schwer zu glauben, dass das Christentum auf der koreanischen Halbinsel schon einmal bessere Zeiten erlebte. Zwischen Ende des 19. und Mitte des 20. Jahrhunderts, bis zur Teilung der Insel nach dem Koreakrieg, kann man sogar von einer zarten Blüte des Katholizismus sprechen. Flick erinnert:

„Pjöngjang, die Hauptstadt, wurde als Jerusalem des Ostens bezeichnet. Nach dem Ende des Bürgerkrieges 1953 wurden Christen blutig verfolgt, hingerichtet, hunderttausende Christen sind nach Südkorea geflohen. Das war eine blutige Christenverfolgung, es gab auch Zerstörung von Kirchen und Klöstern. All das wurde bis heute kaum aufgearbeitet.“

Zwischen Deutschland und Nordkorea bestünden seit zehn Jahren diplomatische Kontakte, erzählt Flick. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte versuche mit verschiedenen Mitteln, bessere Bedingungen für die Christen im Land zu erwirken. Dabei hofft sie aber auf die Unterstützung der Politik. Flick:

„Wir haben für Haftfälle in Nordkorea, etwa bei diesen 20 Christen, die jetzt ins Gefängnis gekommen sind, Appellbriefe an den Generalsekretär der Partei geschrieben. Man kann auch Politiker auffordern, wenn sie in das Land reisen, Haftlisten mitzunehmen, das kann manchmal etwas bewirken.“

(rv 09.09.2010 pr)







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