D/Nordkorea: „Verhindert die Hinrichtung von Christen in Nordkorea!“
Nordkorea begeht an
diesem Freitag seinen Nationalfeiertag. Das ist kein Grund zu Stolz und Freude, erinnern
Menschenrechtler und christliche Organisationen: Christen werden in dem kommunistischen
Staat wie in keinem anderen Land verfolgt, Religionsfreiheit und Menschenrechte mit
Füßen getreten. Das unterstrich jetzt erneut die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte
in Frankfurt. Sie forderte die Bundesregierung auf, im Rahmen der bestehenden diplomatischen
Beziehungen zu Nordkorea die Hinrichtung von Christen anzusprechen. Warum gerade Christen
in Nordkorea im Visier des Regimes stehen, erklärt der Referent für Religionsfreiheit
bei der IGFM, Walter Flick, im Interview mit dem Kölner Domradio.
„Christen
werden im kommunistischen Regime als Staatsfeinde angesehen. Sie gelten auch als in
Kontakt mit den USA. Sie beten nicht den Diktator an, sie beten nur den einen christlichen
Gott an. Und bei ihrer Unterdrückung spielt auch der Umschwung in Osteuropa eine Rolle,
der Fall der Mauer wird auch in Verbindung gebracht mit Christen, nach dem Motto:
Christen sind kontra-revolutionär, mit den USA im Bunde und gefährden das System.“
Schon
in der nordkoreanischen Verfassung wird Religion direkt mit einer Gefährdung des Staates
verknüpft. In Artikel 68 wird Bürgern formell freie Religionsausübung gewährt, solange
diese nicht „zur Infiltration durch äußere Kräfte oder zur Verletzung der staatlichen
und gesellschaftlichen Ordnung“ missbraucht werde. Nach offiziellen Zahlen gebe es
in Nordkorea nur wenige tausend Katholiken und etwa 12.000 Protestanten, so Flick.
Nur in dem staatlich gebilligten, engen Rahmen sei es den Christen überhaupt möglich,
ihren Glauben zu leben.
„Und wenn sie nicht diesen offiziellen Kirchen
angehören, riskieren sie es, verhaftet zu werden, in Konzentrationslager zu kommen
und dort hingerichtet zu werden. Im Frühjahr sind zum Beispiel drei Christen, die
einer Untergrundgemeinde angehören – man geht von 200.000 Untergrundchristen aus –
aufgespürt worden und dann hingerichtet worden, der Rest der Gruppe landete im Gefängnis.“
Wegen
der Abschottung des Landes – so dürfen Nordkoreaner zum Beispiel selbst das Land nicht
verlassen – sei es schwer, an gesicherte Informationen über Menschenrechtsverletzungen
zu kommen, berichtet Flick weiter. Die Christenverfolgungen gälten jedoch als gesichert;
Hauptquellen dafür seien Menschenrechtsberichte des US-Außenministeriums sowie Informationen
christlicher Organisationen, die Kontakte in das Land hätten.
„Es gibt auch
Bibelverteiler in dem Land, Christen aus China, die dorthin gekommen sind. Also es
gibt schon Untergrundkontakte, die etwas zu dem Land wissen. Die Verfolgung gilt als
gesichert. Von den 200.000 Insassen von Konzentrationslagern, so schätzt man, sind
ein Drittel Christen.“
Konzentrationslager, Folter und Unterdrückung –
da ist es schwer zu glauben, dass das Christentum auf der koreanischen Halbinsel schon
einmal bessere Zeiten erlebte. Zwischen Ende des 19. und Mitte des 20. Jahrhunderts,
bis zur Teilung der Insel nach dem Koreakrieg, kann man sogar von einer zarten Blüte
des Katholizismus sprechen. Flick erinnert:
„Pjöngjang, die Hauptstadt,
wurde als Jerusalem des Ostens bezeichnet. Nach dem Ende des Bürgerkrieges 1953 wurden
Christen blutig verfolgt, hingerichtet, hunderttausende Christen sind nach Südkorea
geflohen. Das war eine blutige Christenverfolgung, es gab auch Zerstörung von Kirchen
und Klöstern. All das wurde bis heute kaum aufgearbeitet.“
Zwischen Deutschland
und Nordkorea bestünden seit zehn Jahren diplomatische Kontakte, erzählt Flick. Die
Internationale Gesellschaft für Menschenrechte versuche mit verschiedenen Mitteln,
bessere Bedingungen für die Christen im Land zu erwirken. Dabei hofft sie aber auf
die Unterstützung der Politik. Flick:
„Wir haben für Haftfälle in Nordkorea,
etwa bei diesen 20 Christen, die jetzt ins Gefängnis gekommen sind, Appellbriefe an
den Generalsekretär der Partei geschrieben. Man kann auch Politiker auffordern, wenn
sie in das Land reisen, Haftlisten mitzunehmen, das kann manchmal etwas bewirken.“