Vatikan: „Newman als Brücke zwischen Anglikanern und Katholiken“
Nächste Woche ist
es soweit: Benedikt XVI. besucht Großbritannien. Auf seinem Staatsbesuch wird er unter
anderem Kardinal John Henry Newman selig sprechen, den großen Theologen und Kardinal
des 19. Jahrhunderts. Pikant an der Sache ist, dass Newman Anglikaner war, bevor er
katholisch wurde – und dass der Papst doch in Großbritannien die Anglikaner nicht
vor den Kopf stoßen will. Mark Langham gehört zum Päpstlichen Einheitsrat und ist
ein führender Kopf des Dialogs von Katholiken und Anglikanern. Er räumt im Gespräch
mit uns ein, Kardinal Newman sei „eine komplexe Figur“.
„Es ist auch klar,
dass er als Konvertit einige harte Äußerungen über die Kirche von England getan hat.
Gleichzeitig muss man ihn aber auch als Brücke zwischen den beiden Gemeinschaften
begreifen: In seiner Autobiografie, der „Apologia pro vita sua“, zeigt er sehr deutlich,
was er alles der Kirche von England verdankt; sie hat ihm schließlich den Glauben
gegeben und ihn darin geformt. Dieses Buch platzt nur so von Hinweisen auf anglikanische
Theologen, Kirchenleute, Gelehrte, denen er viel verdankte... Am Ende dieses Buches
sagt er auch: Die Haltung der katholischen Kirche zur anglikanischen sollte in Großbritannien
eine positive sein – sie sollten verstehen, dass sie gemeinsam eine Rolle zu spielen
hätten. In seiner Person gibt es da also eine sehr starke ökumenische Verbindung.“
Aber
auch in anderer Hinsicht, so Langham, könnte der neue Selige John Henry Newman eine
Art Brücke zwischen beiden Kirchengemeinschaften sein.
„Newman hat als Anglikaner
den katholischen Flügel seiner Kirche gestärkt, der die anglikanische Kirche, wie
wir sie heute kennen, stark mitgeformt hat. Diese katholischen Elemente, die aus der
alten Kirche kommen, haben ihre Parallelen bei uns in der katholischen Kirche. Und
beim Dialog der letzten Jahrzehnte haben wir viele dieser Ähnlichkeiten, dieser Echos
wieder neu entdeckt. John Henry Newman und seine Gefährten haben diese Elemente im
Innern der anglikanischen Kirche gestärkt und dadurch erst den ökumenischen Dialog
der letzten Jahrzehnte möglich gemacht!“