Laienkongress in Seoul: „Zukunft des Christentums liegt in Asien“
Die Zukunft des Christentums
liegt in Asien. Das prognostiziert Thomas Han, Mitglied des päpstlichen Laienrates,
im Gespräch mit Radio Vatikan. Der Universitätslehrer war auf dem katholischen Laienkongress
mit dabei, der am letzten Samstag im südkoreanischen Seoul zu Ende ging. Asien werde
in Zukunft zum Hauptschauplatz der Evangelisierung werden, meint der Professor:
„Die Evangelisierung des ersten Jahrtausends konzentrierte sich auf Europa,
die des zweiten Jahrtausends auf den afrikanischen Kontinent und Amerika. Im dritten
Jahrtausend wird Asien im Mittelpunkt stehen. Asien wächst in bemerkenswertem Rhythmus,
dazu gibt es im Vergleich aber wenige Christen. Wir müssen uns im neuen Jahrtausend
also besonders dafür einsetzen, die christliche Botschaft zu verkünden.“
Beispiel
für einen solchen „Motor der Mission“ in Korea sind die christlichen Laien. Trotz
jahrelanger Unterdrückung und Verfolgung haben sie es bis heute geschafft, das Christentum
auf der asiatischen Halbinsel am Leben zu erhalten. Hong Soon Han war bis vor kurzem
ihr Vorsitzender – Präsident des Laienapostolates in Korea.
„Die gläubigen
Laien in Korea sind wirklich stolz auf die Geschichte ihrer Kirche, denn sie selbst
haben sie ja vor über 200 Jahren gegründet. Die Geschichte der Kirche in Korea ist
eine Geschichte des Märtyrertums – das Leiden war sozusagen der Samen der Mission.
Und die christlichen Laien geben heute wirklich ihr Bestes, um das christliche Zeugnis
im eigenen Alltag abzulegen – in Einheit mit den Priestern, Schwestern und Geistlichen.“
Seit
der Teilung Koreas hätten sich die Christen besonders um Versöhnung zwischen dem Nord-
und Südteil der Halbinsel bemüht, erinnert Han:
„In der Zeit harter Konfrontationen
zwischen dem Norden und Süden in den 90er Jahren war in Korea allein das Wort „Versöhnung“
unbeliebt. Aber es war vor allem die Kirche, die in dieser Zeit gerade die Bedeutung
der Versöhnung unterstrich. Katholiken machen in Korea heute elf Prozent der Gesamtbevölkerung
aus. In den höheren Gesellschaftsklassen sind es sogar 20 bis 30 Prozent. Die Kirche
lebt von der aktiven Teilnahme dieser Christen. Die Kirche in Südkorea hat auch als
eine der ersten Hilfsgüter für Nordkorea bereitgestellt. Und die kommen eben zum Großteil
von den Laien."
Die Laien setzten sich vor allem im Bereich der Familie
und des Lebensschutzes ein, führt Hong Soon Han aus. Vor allem Mitte der 90er Jahre
habe sich das Christentum dank dieser kleinen Basisgemeinschaften verbreitet. Hong
Soon Han fallen unzählige dieser Gruppen ein; viele von ihnen waren auch auf dem Laienkongress
in Seoul vertreten.
„Es gibt Organisationen, die in Korea entstanden sind
und heute auch in anderen Gebieten Asiens aktiv sind: So zum Beispiel die „Couples
for Christ“, eine sehr lebendige Gruppe auf den Philippinen, die sich vor allem für
Familien einsetzt. Oder die Fokolarbewegung, die Gruppe der „Charismatischen Erneuerung“,
die „Cursillos de Cristianidad“ oder die „Legion Mariens“. Die ist ja in der ganzen
Welt vertreten.“
Die in Irland entstandene katholische Laienorganisation
„Legion Mariens“ gründete ab 1937 Gemeinschaften in China. Dort wurden nach der kommunistischen
Machtergreifung durch Mao Zedong viele Legionäre verhaftet und starben im Gefängnis.
Heute ist die Legion Mariens weltweit vertreten. Nach eigenen Angaben hat sie etwa
2,2 Millionen aktive Mitglieder sowie 10 Millionen „Hilfslegionäre“. Vor allem Christen
würden in den asiatischen Staaten Dialog und Verständigung vorantreiben, berichtet
Han. Diese seien freilich gerade in Staaten mit hoher Christenverfolgung wie Nordkorea,
Pakistan und Indien eine Herausforderung, aber bitter notwendig.
„Dialog
ist für die Evangelisierung unerlässlich. Doch wir müssen dabei sehr vorsichtig sein.
Wir müssen klar über unsere eignen Identität sein und über das Ziel dieses Dialoges.
Friedliche Ko-Existenz ist in Asien sehr wichtig; jeden Tag hören wir von Verfolgungen
und Angriffen durch Fundamentalisten anderer Religionen. Der Dialog dient in erster
Linie dazu, Missverständnisse zu reduzieren. Es ist jedoch wichtig, dass die eigene
katholische Identität dabei nicht verloren geht.“