Die Überlebenshilfe
von Hand zu Hand ist auch in anderen Gebieten ein nicht ausgestandenes Thema. In Pakistan
hat die Flutkatastrophe 20 Millionen Menschen in Not gebracht. Die Schutzmaßnahmen
im Land selber werden sehr ungleich verteilt. Das berichtet aktuell ein Kirchenvertreter
in Pakistan, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte. Gebiete, in denen christliche
und hinduistische Minderheiten leben, seien von der Regierung vernachlässigt. Baumateriale
wie Kies würden sogar aus den Gebieten der ärmeren Minderheiten abtransportiert, um
damit Schutzdeiche bei muslimischen Großgrundbesitzern zu bauen. In der Not spitzen
sich die politischen Konflikte zu – das ist keine Seltenheit. Der Einsatz von Hilfswerken
ist auch hier ein erster Rettungsanker.
Die Flutkatastrophe hat ihre Spuren
hinterlassen. In weiten Gebieten Pakistans steht die Flut immer noch über den Wohngebieten
der Menschen. Und die kämpfen weiter ums Überleben. Acht Millionen sind derzeit akut
in Gefahr. Gernot Ritthaler ist Nothilfekoordinator bei Caritas International. Seiner
Einschätzung nach wird das Wasser sich in den nächsten Wochen eher im Land ausbreiten,
als das sie zurückgeht.
„Es verlagert sich aus dem einen Landesteil vom
Norden in den Süden, so dass teilweise jetzt schon eine Übergangssituation entsteht.
Während in anderen Landesteilen die Not erst kommt. Man sieht das kommen. Und es wird
auch noch mehrere Monate weitergehen mit der Rehabilitation anschließend, mit dem
Wiederaufbau bis die Leute wieder halbwegs normal ihr Leben in die Hand nehmen können.“
An
selbständige Versorgung ist im Moment allerdings noch nicht zu denken. Deshalb hat
die Caritas in Kooperation mit internationalen Hilfsorganisationen Flüchtlingslager
für die Erstversorgung der Obdachlosen errichtet. Die Solidarität der pakistanischen
Bevölkerung untereinander hält Gernot Ritthaler für besonders wichtig. Die Angst um
die Zukunft und die Sorge um den verlorenen Besitz bestimmt schließlich derzeit die
Situation vieler Pakistani.
„Die Situation ist einfach katastrophal in vielen
Dörfern, weil Vieh dann ertrinkt. Die Leute werden einfach aus ihrem Lebensraum rausgerissen,
verlieren oft alles was sie noch besitzen, auch das Vieh, Haushaltsgegenstände. Und
wir unterstützen eben mit Überdachungsmaterial, mit Nahrungsmitteln, Küchengeräten,
alles das, was man halt so zum notdürftigen Überleben braucht.“
Nichtregierungsorganisationen
und die pakistanische Armee sind kontinuierlich mit dem Transport und der Verteilung
von Hilfsmitteln beschäftigt. Eine weitere Katastrophengefahr behält sich die Natur
allerdings vor.
„Mittelfristig sehen wir große Probleme kommen. Da kann
dann wenn das Wasser zurückgeht Cholera kommen. Es gibt Atemwegsinfektionen, wenn
dieser ganze Staub dann, der Fäkalien enthält, trocknet, aufgeworfen wird. Und da
sehen wir große gesundheitliche Probleme kommen, wollen uns darauf einstellen, die
Partner zu unterstützen, den Menschen dort Hilfe anzubieten.“
Provisorische
Zentren bieten medizinische Versorgung an, die allerdings noch sehr mangelhaft ausgerüstet
ist, so Ritthaler. Einsatzkräfte aus dem Ausland sind in verschiedensten Bereichen
aktiv. Laut US-Berichten bestehe gerade für die internationalen Helfer eine große
Gefahr, das Ziel von Anschlägen der Taliban zu werden.
„Diese Warnungen
sind auf jeden Fall ernst zu nehmen. Wir haben keine Angst um unsere Helfer, sonst
würden wir sie nicht dahinschicken. Aber wir haben natürlich Sorge und treffen entsprechende
Vorsichtsmaßnahmen. Es gibt verschiedene Sicherheitsprotokolle und im Zweifelsfall,
wenn man Zweifel hat, dann darf man in manche Gegenden einfach nicht gehen. Aber es
ist ein Restrisiko immer dabei, da sind wir uns immer im Klaren.“
Auch
die Sicherheit in Pakistan hängt vom Wiederaufbau der Infrastruktur ab. Solange die
Hilfsorganisationen noch täglich mit Bestandsaufnahmen der Probleme beschäftigt sind,
ist eine Überwindung der Katastrophe nur langsam in Sicht.