2010-09-02 14:47:54

Pakistan: Not der Flutopfer hält an


RealAudioMP3 Die Überlebenshilfe von Hand zu Hand ist auch in anderen Gebieten ein nicht ausgestandenes Thema. In Pakistan hat die Flutkatastrophe 20 Millionen Menschen in Not gebracht. Die Schutzmaßnahmen im Land selber werden sehr ungleich verteilt. Das berichtet aktuell ein Kirchenvertreter in Pakistan, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte. Gebiete, in denen christliche und hinduistische Minderheiten leben, seien von der Regierung vernachlässigt. Baumateriale wie Kies würden sogar aus den Gebieten der ärmeren Minderheiten abtransportiert, um damit Schutzdeiche bei muslimischen Großgrundbesitzern zu bauen. In der Not spitzen sich die politischen Konflikte zu – das ist keine Seltenheit. Der Einsatz von Hilfswerken ist auch hier ein erster Rettungsanker.

Die Flutkatastrophe hat ihre Spuren hinterlassen. In weiten Gebieten Pakistans steht die Flut immer noch über den Wohngebieten der Menschen. Und die kämpfen weiter ums Überleben. Acht Millionen sind derzeit akut in Gefahr. Gernot Ritthaler ist Nothilfekoordinator bei Caritas International. Seiner Einschätzung nach wird das Wasser sich in den nächsten Wochen eher im Land ausbreiten, als das sie zurückgeht.

„Es verlagert sich aus dem einen Landesteil vom Norden in den Süden, so dass teilweise jetzt schon eine Übergangssituation entsteht. Während in anderen Landesteilen die Not erst kommt. Man sieht das kommen. Und es wird auch noch mehrere Monate weitergehen mit der Rehabilitation anschließend, mit dem Wiederaufbau bis die Leute wieder halbwegs normal ihr Leben in die Hand nehmen können.“

An selbständige Versorgung ist im Moment allerdings noch nicht zu denken. Deshalb hat die Caritas in Kooperation mit internationalen Hilfsorganisationen Flüchtlingslager für die Erstversorgung der Obdachlosen errichtet. Die Solidarität der pakistanischen Bevölkerung untereinander hält Gernot Ritthaler für besonders wichtig. Die Angst um die Zukunft und die Sorge um den verlorenen Besitz bestimmt schließlich derzeit die Situation vieler Pakistani.

„Die Situation ist einfach katastrophal in vielen Dörfern, weil Vieh dann ertrinkt. Die Leute werden einfach aus ihrem Lebensraum rausgerissen, verlieren oft alles was sie noch besitzen, auch das Vieh, Haushaltsgegenstände. Und wir unterstützen eben mit Überdachungsmaterial, mit Nahrungsmitteln, Küchengeräten, alles das, was man halt so zum notdürftigen Überleben braucht.“

Nichtregierungsorganisationen und die pakistanische Armee sind kontinuierlich mit dem Transport und der Verteilung von Hilfsmitteln beschäftigt. Eine weitere Katastrophengefahr behält sich die Natur allerdings vor.

„Mittelfristig sehen wir große Probleme kommen. Da kann dann wenn das Wasser zurückgeht Cholera kommen. Es gibt Atemwegsinfektionen, wenn dieser ganze Staub dann, der Fäkalien enthält, trocknet, aufgeworfen wird. Und da sehen wir große gesundheitliche Probleme kommen, wollen uns darauf einstellen, die Partner zu unterstützen, den Menschen dort Hilfe anzubieten.“

Provisorische Zentren bieten medizinische Versorgung an, die allerdings noch sehr mangelhaft ausgerüstet ist, so Ritthaler. Einsatzkräfte aus dem Ausland sind in verschiedensten Bereichen aktiv. Laut US-Berichten bestehe gerade für die internationalen Helfer eine große Gefahr, das Ziel von Anschlägen der Taliban zu werden.

„Diese Warnungen sind auf jeden Fall ernst zu nehmen. Wir haben keine Angst um unsere Helfer, sonst würden wir sie nicht dahinschicken. Aber wir haben natürlich Sorge und treffen entsprechende Vorsichtsmaßnahmen. Es gibt verschiedene Sicherheitsprotokolle und im Zweifelsfall, wenn man Zweifel hat, dann darf man in manche Gegenden einfach nicht gehen. Aber es ist ein Restrisiko immer dabei, da sind wir uns immer im Klaren.“

Auch die Sicherheit in Pakistan hängt vom Wiederaufbau der Infrastruktur ab. Solange die Hilfsorganisationen noch täglich mit Bestandsaufnahmen der Probleme beschäftigt sind, ist eine Überwindung der Katastrophe nur langsam in Sicht.

(rv 02.09.2010 jv)








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