Erzbischof Nichols: „Papst wird spirituelle Seite der Engländer ansprechen“
Der Papst wird bei
seiner bevorstehenden Reise nach Großbritannien die Spiritualität der Engländer ansprechen.
Davon ist der Erzbischof von Westminster, Vincent Nichols, überzeugt. Benedikt XVI.
wird das Land einschließlich Schottland vom 16. bis 19. September besuchen und bei
dieser Gelegenheit Kardinal John Henry Newman selig sprechen. Erzbischof Nichols sagte
dazu gegenüber Radio Vatikan:
„Man darf nicht denken, dass alle in diesem
Land eine säkulare Mentalität haben. Ich glaube das nicht. Was sicher stimmt, ist,
dass die britischen Institutionen und auch die Medien säkular geprägt sind. Das Leben
der Menschen aber ist sehr offen für die Wirklichkeit Gottes; und es gibt hier sehr
viele verschiedene religiöse Ausdrucksformen. Ich glaube nicht, dass im Leben der
einfachen Leute die Sensibilität für Gottes Dinge fehlt. Und ich glaube, dass Papst
Benedikt XVI. diese Saite in den Menschen zum Klingen bringen wird.“
Papst
Benedikt XVI. werde bei seiner Visite mehr Menschen erreichen als Papst Johannes Paul
II., prognostiziert Nichols. Das habe vor allem mit der Art der Reise zu tun. Benedikts
Vorgänger besuchte Großbritannien im Jahr 1982 als erster Papst seit der Trennung
der Anglikanischen Kirche von Rom.
„Als Papst Johannes Paul II. kam, kam
er auf Einladung der katholischen Glaubensgemeinschaft und feierte mit ihr die Sakramente.
Der Rest der englischen Gesellschaft schaute zu, zwar fasziniert von dem, was sie
sah, aber sie schaute zu. Die jetzige Papstreise erfolgt auf Einladung der Königin
und der britischen Regierung, und es geht um den Besuch des ganzen Landes. Natürlich
wird Benedikt auch die katholische Gemeinschaft besuchen, aber es ist in erster Linie
ein Staatsbesuch, was etwas absolut anderes ist. Publikum ist jetzt die gesamte britische
Gesellschaft. Das bestimmt auch die einzelnen Etappen der Reise, deren Höhepunkt die
Seligsprechung Newmans ist.“
Der anglikanische Theologe John Henry Newman
(1801-1890), der mit 44 Jahren zur katholischen Kirche konvertierte, gilt als einer
der Wegbereiter des modernen Katholizismus. Der Kardinal soll am 19. September in
Coventry vom Papst selig gesprochen werden. Auch in ökumenischer Hinsicht setzt Erzbischof
Nichols große Hoffnungen in die Papstvisite:
„Die Beziehung zwischen der
anglikanischen Gemeinschaft und der römisch-katholischen Kirche ist dieses Mal sehr
delikat. Der Besuch Benedikts im Lambeth-Palast und das persönliche Treffen mit dem
Erzbischof von Canterbury ist ein sehr wichtiger Moment und wird sehr fruchtbar sein.
Diese Begegnung wird eine Reihe von Treffen folgen lassen und uns in der nächsten
Phase der ökumenischen Beziehungen sehr gut voranbringen.“