Verlassene Gemeinden,
verheizte Priester, Resignation in Gemeinden: Ein Thema, dass nicht so richtig passen
wollte zum Titel des am Sonntag in Fulda zu Ende gegangenen Kongresses „Freude am
Glauben“. Wolfgang Picken ist Pfarrer im Rheinviertel in Bonn. Er war einer der Teilnehmer
bei der Podiumsdiskussion zum Thema auf dem Kongress. Mit ihm sprachen unsere Kollegen
vom Kölner Domradio. Picken sieht wachsende Motivation durch Beteiligung am Leben
der Kirche.
„Ich glaube, dass gerade heute die Zeit reif ist. Es gibt ein
großes Vakuum, was geistliche Profile betrifft. Es gibt einen Mangel an Gemeinschaft
und einen Mangel an Ideen, wie man Gesellschaft gestalten kann. Da hat die Kirche
sehr viel Potential und in dem Moment, wo man das wirklich nutzt und anbietet findet
man Resonanz. Ich glaube, dass es wichtig ist, auf die Eigenverantwortlichkeit der
Gemeindemitglieder zu setzen. Aber wir müssen von den Gemeindemitgliedern auch erwarten,
dass sie das Profil, dass man braucht, um Leitung auszuüben, für sich selbst gewinnen.“
Angesprochen
auf die Abschreckung, die die kirchliche Lehre häufig auf den modernen Menschen hat,
widerspricht Picken. Nicht die Glaubensinhalte, sondern das Fehlen an Glaubwürdigkeit
im Zusammenleben schrecke ab.
„Die Wahrheit wird am ehesten Gehör finden,
wenn die Leute uns wieder als glaubwürdige und liebevolle Gemeinschaft erleben, wenn
wir uns der Probleme, die es vor Ort gibt zuwenden: Wie werden unsere Kinder erzogen,
nicht nur von der Stange sondern Kreativ und liebevoll? wie gehen wir mit unseren
Jugendlichen um und haben wir wirklich Zeit für sie? Verstehen wir deren Lebenswelt?
Was machen wir mit unseren alten Menschen in den Altenheimen? Wenn wir diese Grundfragen
lösen und man merkt, was unser Menschenbild faktisch bedeutet, dann werden die Leute
offen und aufgeschlossen für die Auseinandersetzung mit den religiösen Fragen und
der Wahrheit des Glaubens.
Die jährlichen „Freude am Glauben“-Kongresse
werden veranstaltet vom Forum Deutscher Katholiken. Die Organisation wurde vor zehn
Jahren in Fulda gegründet. Der Kongress in diesem Jahr hatte das Leitwort „Die Kirche
- Dienerin der Wahrheit und Zeichen des Widerspruchs“. Dem Schlussgottesdienst im
Fuldaer Dom stand der Präfekt der vatikanischen Bildungskongregation, Kardinal Zenon
Grocholewski, vor.