Schwester Andrea: „Mutter Teresa war eine Frau der Tat“
Bedingungsloser und
lebenslanger Einsatz für die Armen – so lebte Mutter Teresa von Kalkutta. Ganz Indien
und zahllose Christen weltweit feiern an diesem 26. August den 100. Geburtstag der
Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin. Die Feiern zum Dienstag begonnenen
Gedenkjahr erreichen in Kalkutta an diesem Donnerstag einen ersten Höhepunkt. Die
deutsche Schwester Andrea war die erste ausländische Novizin, die 1959 zu Mutter Teresa
nach Kalkutta stieß. Im Gespräch mit Radio Vatikan blickt sie zurück:
„Sie
war natürlich eine Frau, die aus dem Glauben und dem Gebet lebte, aber im täglichen
Leben war sie immer sehr praktisch. Sie war unsere erste Novizinnenmeisterin und hat
uns beigebracht, unsere Aufgaben als die letzten Kreuzwegstationen zu sehen: So müsst
ihr immer handeln, sagte sie, wenn ihr auch nicht wisst, was ihr tun könnt in einer
gewissen Situation – Maria wusste es auch nicht, sie war ihrem Sohn begegnet auf dem
Kreuzweg und sie war so hilflos, aber sie war dort! Und so müssen wir auch da sein,
einfach da sein.“
Die Missionarin sei selbst immer mit gutem Beispiel vorangegangen,
so Schwester Andrea:
„Sie hat selber immer angepackt. Das war für uns alle
immer erstaunlich, wenn wir zum Beispiel im Sterbeheim in Kalkutta waren, war sie
zum Beispiel immer die erste, die die Toiletten saubermachte. Sie hat sich nie gescheut,
solche Sachen zu tun. Und sie hat uns auch geholfen, uns zu überwinden und auch solche
Dinge zu tun. Sie war immer sehr mutig dabei – gerade in schwierigen Situationen hat
sie immer angepackt.“
In Kalkutta ist für diese Tage ein vielfältiges Kulturprogramm
zum Gedenken an die „Mutter der Armen“, wie die Ordensgründerin auch genannt wird,
angesetzt. Der feierliche Charakter des Gedenkens sei in Indien besonders wichtig,
meint Schwester Andrea:
„So gibt es Aufführungen, die das Leben von Mutter
Teresa darstellen in verschiedenen künstlerischen Formen oder es gibt Lieder, Gesänge
und Tänze. Drittens ist es in Indien Sitte, am Todestag des Vaters oder eines anderen
Angehörigen eine Speisung vorzubereiten, für manchmal bis zu 500 Menschen. Wir haben
in etlichen unserer Niederlassungen diese Speisung gehabt, für Bedürftige, Familien,
Kranke etc.“
Die Armenspeisungen sind ein wesentlicher Bestandteil der
von Mutter Teresa initiierten karitativen Arbeit. Auch ihre Heime für Findelkinder
und die Sterbehäuser für todgeweihte Obdachlose machten sie über Indien hinaus bekannt.
Die „Schwestern der Nächstenliebe“ sind in Nachfolge der mutigen Missionarin heute
weltweit tätig. Am 5. September 1997 starb Mutter Teresa 87-jährig in Kalkutta. Bereits
sechs Jahre später, am 19. Oktober 2003, sprach Papst Johannes Paul II. sie selig.
Der Heiligsprechungsprozess dauert noch an.