D: Diskussionen um katholische Journalistenschule reißen nicht ab
Auch eine Woche nach dem Rücktritt von Michael Broch als Geistlicher Direktor am „Institut
zur Förderung publizistischen Nachwuchses“ (ifp) gehen die Diskussionen über die katholische
Journalistenschule weiter. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse warf den deutschen
Bischöfen mangelnde Dialogfähigkeit vor. „Um der Zukunft der Kirche willen muss die
kritische Debatte möglich sein“, sagte Thierse dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ (Montag).
Er halte den Rücktritt Brochs für einen falschen Schritt, so der SPD-Politiker,
der auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist. Vor einer
guten Woche hatte die Deutsche Bischofskonferenz bekanntgegeben, dass Broch nach nur
vier Monaten sein Amt als Geistlicher Direktor des ifp zur Verfügung stelle. Der 67-jährige
Priester des Bistums Rottenburg-Stuttgart habe sich dazu entschieden, weil er „das
nötige Vertrauen zahlreicher Bischöfe verloren“ habe. Broch sorgte im Mai in einem
Zeitungsinterview mit papstkritischen Äußerungen für Aufsehen. Wenig später entschuldigte
er sich dafür. Die deutschen Bischöfe sind über den Verband der Diözesen Deutschlands
(VDD) Geldgeber des Instituts. Der Gründungsdirektor der Einrichtung, Wolfgang
Seibel, übte in einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk scharfe Kritik am Umgang der
Bischöfe mit der Journalistenschule. Die Haltung der Bischofskonferenz bezeichnete
der Jesuitenpater am Samstag als „eng, kleinkariert und wenig tolerant“. Eine „Bereitschaft
zur Versöhnung und Vergebung“ sei nicht mehr zu erkennen. In seiner Zeit beim ifp
habe auch er oft erhebliche Kritik an Zuständen in der Kirche geübt, die sich aber
seinerzeit „kein einziger Bischof“ verbeten habe, betonte Seibel. Derzeit sehe er
die Gefahr, dass sich auch im ifp eine „Schere im Kopf auftut“ und die Verantwortlichen
versuchen könnten, einen Kurs zu steuern, der den Bischöfen gefalle. Dies wäre „verhängnisvoll“,
so der 82-Jährige. Hinter der Ablösung Brochs vermutete Seibel Kritiker, denen die
Art, wie das Institut arbeite, ein Dorn im Auge sei. Solche Personen gebe es sogar
unter den ifp-Absolventen. Angesichts der aktuellen Umstände werde es nicht leicht
sein, einen Nachfolger mit Format zu finden.