Dormitio – Heimgang
Mariens. So heißt die Benediktinerabtei auf dem Zionsberg in Jerusalem, die jeder
deutsche Heilig-Land-Pilger kennt. Sie markiert die Stelle, an der Maria gestorben
sein soll. Die Mönche feiern dort also Mariä Himmelfahrt gewissermassen am „Tatort“.
„Nach
einer alten Tradition fand hier auf dem Zion das Letzte Abendmahl Jesu statt“, erklärt
Pater Daniel, „und am selben Ort waren die Jünger am Pfingsttag versammelt. Darum
ging man davon aus, dass hier auch das Haus der Maria war, die von den Aposteln umgeben
in den ewigen Schlaf fiel. Von hier aus wurde sie in den Himmel aufgenommen...“
Wie
feiern die Benediktiner unter Leitung des deutschen Abtes Benedikt Maria Lindemann? „Mit
dem Gebet und einer sehr feierlichen Messe; normalerweise kommen dazu auch die arabischen
Christen, und wir sind froh, dass wir dieses Fest mit der Ortskirche teilen können.“ Mariä
Himmelfahrt – das sei für viele Christen im Heiligen Land eine Chiffre für Frieden.
Aber der Friede, so meint Pater Daniel, „kommt nicht einfach so, unvermittelt“: „Wir
müssen kleine Brücken bauen: Die großen Debatten führen zu nichts. Wenn ich in die
Stadt gehe, treffe ich Moslems, treffe ich Juden. Und danach werden sie beurteilen,
ob ich ihnen voller Liebe begegnet bin oder nicht.“ Die Mönche der Abtei Hagia
Maria Sion versuchen, etwas für den Frieden zwischen Christen, Juden und Moslems zu
tun – u.a. mit einer Begegnungsstätte namens „Beit Benedikt“, zu deutsch „Haus Benedikt“.
Für ihr Engagement erhielt Abt Lindemann 2004 den Göttinger Friedenspreis. Ihr Leitwort
kommt aus den Psalmen: „Es segne euch der Herr von Zion her – der Herr, der
Himmel und Erde gemacht hat.“ (rv 15.08.2010 sk)