Die Wald- und Torfbrände
in Russland bleiben unkontrollierbar: Mittlerweile bedrohen sie sogar eine Atomaufbereitungsanlage
im Ural, die Regierung hat den Notstand über das Gebiet verhängt. Ernteeinbußen von
mehr als 30 Prozent, die Angst vor Epidemien, überfüllte Leichenhäuser – das sind
nur einige der Auswirkungen der Jahrtausendhitze. Auch in der Hauptstadt Moskau ist
keine Besserung in Sicht. Der Generalvikar der Erzdiözese der Muttergottes in Moskau,
Sergej Stanislavovic Timashov, berichtet über die aktuelle Lage:
„Die Situation
ist immer noch ziemlich schwierig, hier ist immer noch viel Rauch, die Sicht ist stark
begrenzt und die Luft ist voll von Kohlenmonoxid. Der ganze Rauch zieht in Richtung
Moskau; erst wenn der Wind dreht, wird es eine Verbesserung geben.“ Rauch
und Vergiftungsgefahr schränken das Leben der Christen in Moskau ein, so finden die
täglichen Gottesdienste in der katholischen Kathedrale mittlerweile im Keller statt.
Auch die orthodoxen Gotteshäuser sind betroffen. Manche vermuten, dass die Brandkatastrophe
nicht allein eine Folge des Klimawandels ist, sondern gezielt von menschlicher Hand
herbeigeführt wurde. Generalvikar Timashov meint dazu:
„Im Moment sieht
es nicht danach aus, dass da die organisierte Kriminalität hintersteckt, es gab wohl
eher ein paar Gruppen, die in den Wäldern Feuer gemacht haben. Das waren aber keine
kriminellen Taten, sondern eher Achtlosigkeiten. Es ist vor allem die enorme Trockenheit:
Seit zwei Monaten regnet es nicht mehr im europäischen Teil Russlands.“ Viele
russische Bauern bestellen ihre Felder immer noch mit den Methoden, die sie von ihren
Vätern erlernt haben. Ob da ein fehlendes Bewusstsein für die wechselnden klimatischen
Bedingungen ist, ob die Bauern nicht unachtsam waren? – Diese Frage stellt sich in
diesen Stunden nicht, meint Stanislavovic Timashov:
„Die größte Sorge in
diesen Tagen ist, das eigene Heim zu retten, und nicht, wie man auf den Feldern arbeitet.“