Das Vaterunser in
gebrochenem Deutsch, Trommeln und Tanzen beim Halleluja: In vielen Pfarreien im deutschsprachigen
Raum benehmen sich die Priester in diesen Wochen überraschend. Denn es sind oft Ferienvertretungen
aus Afrika, die unsere einheimischen Pfarrer im Urlaub ersetzen - und besonders oft
kommen diese Seelsorger, die etwa in Deutschland immer öfter auch regulär Pfarrer
werden, aus Nigeria. Dort gibt es in diesen Jahren eine richtiggehende Berufungsschwemme,
berichtet der Menschenrechtler, Bestsellerautor und Generalvikar Obiora Ike:
„Gesamteuropa
hat noch nicht einmal 200 Priesterweihen in diesem Jahr – Gesamteuropa, von Nord bis
Süd, von Ost bis West! Wie kommt es, dass dagegen eine Nation wie Nigeria mit nur
hundert Jahren Christentum soviele Priester hat? Wir haben derzeit 15.000 Priesteramtskandidaten
in ganz Nigeria: Der Herr ruft, die Menschen antworten.“
Ike, der auch
zwei Jahre in Frankfurt am Main Katholische Theologie unterrichtete und der dem Club
of Rome angehört, ist seit 1998 Generalvikar im nigerianischen Bistum Enugu. Er sieht
das mit Nigerias Priesterblüte so:
„Das ist ein Geschenk, welches zeigt,
dass die nigerianische Kirche eine Pflicht für die Weltkirche bekommt: Noblesse oblige.
Diese nigerianischen Priester sind nicht nur Priester für Nigeria, sondern für die
Weltkirche: Wenn Europa uns in der Vergangenheit Priester geschenkt hat, ist es jetzt
Zeit, dass wir diesen Gemeinden in Europa Priester zurückschenken.“
Der
nigerianische Theologe wirbt darum, dass die Christen in Europa die Seelsorger aus
Afrika als eine Bereicherung erkennen. Die Priester aus Nigeria sorgten dafür, dass
das Pfarreileben im deutschsprachigen Raum lebendig bleibe:
„Wenn ein Bischof
eine Kirche verkauft, wird er arbeitslos! Kirchen werden gebaut, damit die Menschen
dort beten – aber wenn du als Hüter die Kirche verkaufst, dann hast du keine Arbeit
mehr! Kirche ist nicht General Motors oder ein Konzern wie Chevron – Kirche ist der
Geist Gottes, der ruft. Für uns Afrikaner ist das immer schwierig zu verstehen, dass
man Kirchen verkauft, während wir Kirchen bauen. Dass man Priesterseminare schließt,
während wir sogar Seminaristen nach Europa schicken können.“