2010-08-09 12:41:54

Obiora Ike: So wird ein Bischof arbeitslos


RealAudioMP3 Das Vaterunser in gebrochenem Deutsch, Trommeln und Tanzen beim Halleluja: In vielen Pfarreien im deutschsprachigen Raum benehmen sich die Priester in diesen Wochen überraschend. Denn es sind oft Ferienvertretungen aus Afrika, die unsere einheimischen Pfarrer im Urlaub ersetzen - und besonders oft kommen diese Seelsorger, die etwa in Deutschland immer öfter auch regulär Pfarrer werden, aus Nigeria. Dort gibt es in diesen Jahren eine richtiggehende Berufungsschwemme, berichtet der Menschenrechtler, Bestsellerautor und Generalvikar Obiora Ike:

„Gesamteuropa hat noch nicht einmal 200 Priesterweihen in diesem Jahr – Gesamteuropa, von Nord bis Süd, von Ost bis West! Wie kommt es, dass dagegen eine Nation wie Nigeria mit nur hundert Jahren Christentum soviele Priester hat? Wir haben derzeit 15.000 Priesteramtskandidaten in ganz Nigeria: Der Herr ruft, die Menschen antworten.“

Ike, der auch zwei Jahre in Frankfurt am Main Katholische Theologie unterrichtete und der dem Club of Rome angehört, ist seit 1998 Generalvikar im nigerianischen Bistum Enugu. Er sieht das mit Nigerias Priesterblüte so:

„Das ist ein Geschenk, welches zeigt, dass die nigerianische Kirche eine Pflicht für die Weltkirche bekommt: Noblesse oblige. Diese nigerianischen Priester sind nicht nur Priester für Nigeria, sondern für die Weltkirche: Wenn Europa uns in der Vergangenheit Priester geschenkt hat, ist es jetzt Zeit, dass wir diesen Gemeinden in Europa Priester zurückschenken.“

Der nigerianische Theologe wirbt darum, dass die Christen in Europa die Seelsorger aus Afrika als eine Bereicherung erkennen. Die Priester aus Nigeria sorgten dafür, dass das Pfarreileben im deutschsprachigen Raum lebendig bleibe:

„Wenn ein Bischof eine Kirche verkauft, wird er arbeitslos! Kirchen werden gebaut, damit die Menschen dort beten – aber wenn du als Hüter die Kirche verkaufst, dann hast du keine Arbeit mehr! Kirche ist nicht General Motors oder ein Konzern wie Chevron – Kirche ist der Geist Gottes, der ruft. Für uns Afrikaner ist das immer schwierig zu verstehen, dass man Kirchen verkauft, während wir Kirchen bauen. Dass man Priesterseminare schließt, während wir sogar Seminaristen nach Europa schicken können.“

(rv/kath.tube 09.08.2010 sk)







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