D: Schick wünscht sich „mehr Blick auf Jesus Christus“
Eine offenere Kirche
mit mehr missionarischem Auftrag: Das wünschte sich Anfang Mai der Bamberger Erzbischof
Ludwig Schick gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“. Für Aufsehen sorgte dabei
jene Passage, in der er ein Nachdenken über den Zölibat anregte. Manche lasen daraus
gleich eine Forderung nach der Abschaffung des Zölibats heraus - doch so meinte es
Schick allerdings nicht, wie er gegenüber Radio Vatikan klarstellt.
„Wir kuscheln
uns zusammen und lassen die Welt zugrunde gehen. Das ist nicht Christus.“ Gegen diesen
Kuschelkurs sprach sich Bambergs Erzbischof Ludwig Schick vor genau drei Monaten im
Interview mit dem „Spiegel“ aus. Es ging ihm darum, mehr authentisches Christentum
einzufordern, das mehr auf Jesus Christus blickt als auf die Institution Kirche. Mit
Blick auf die seinerzeit bekannt gewordenen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche
stellte Schick auch das „ernsthafte Nachdenken“ über den Zölibat in den Raum. Manche
wollte darin gleich eine Forderung nach Abschaffung herauslesen, doch so war es nicht
gemeint. Erzbischof Schick ging es darum, offene Fragen auch offen anzugehen - und
sich die Frage zu stellen, wie Priester heute leben:
„Ich bin der Überzeugung,
und das habe ich auch immer wieder sehr deutlich gesagt, dass der Zölibat wesentlich
zur Kirche dazugehört: Die priesterliche Lebensform ist eine zölibatäre und muß auf
den Himmel verweisen. Dass man aber darüber spricht, wie das heute gelebt wird in
unserem Priestermangel, und das man den Zölibat auch als eine gute Lebensform erfährt,
sowohl als Bekenntnis zu Jesus Christus als auch Freiheit für die Menschen - darüber
muss noch einmal neu überlegt werden, das halte ich für wichtig... nach all dem was
bei uns auch geschehen ist.“
Wo erkennt der Bamberger Erzbischof (und Weltkirchen-Beauftragte
der deutschen Bischofskonferenz) Punkte in der katholischen Kirche, wo Reformen heute
ansetzen könnten? Ist das zum Beispiel die Frage nach einer Diakonenweihe für Frauen?
„Diese
Einzelfragen halte ich nicht für das Allerwesentlichste. Ich denke, die Kirche muß
im Augenblick wieder deutlich machen, das es ihr um Jesus Christus geht und um das
Evangelium: Das halte ich für das Allerwesentlichste! Das habe ich auch in dem „Spiegel“-Interview
gesagt. Wir müssen deutlich machen: Uns geht es nicht um uns, es geht auch nicht um
irgendwelche Strukturen. Es geht nicht um das Festhalten an allem, was gewachsen ist;
stattdessen müssen wir deutlich machen, es geht uns um Jesus Christus, um seine Botschaft,
und um das, was er den Menschen geben will, damit sie zur Fülle des Lebens kommen.
Das halte ich für das Allerwesentlichste. Da haben wir ganz viel zu tun.“
Das
würde die katholische Kirche auch wieder glaubwürdiger machen bei jungen Menschen,
unterstreicht Schick:
„Denn sie haben oft den Eindruck: Euch geht es um
euch. Wir müssen ihnen deutlich machen: Uns geht es um Jesus und mit ihm um euch,
und dann kann es vorangehen.“