Nahost/D: Friedenspreisträger, „Keine Zukunft für Israel ohne klare Grenzen“
Ohne klare Grenzlinien wird der Staat Israel nach Überzeugung des israelischen Schriftstellers
David Grossman (56) keine sichere Zukunft im Nahen Osten haben. „Solange wir keine
festen Grenzen haben, können wir uns nicht wirklich heimisch fühlen“, sagte Grossmann,
der am 12. Oktober den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält, im Interview
der „Frankfurter Rundschau“ (Samstag, 7. August). Die israelischen Siedlungen in der
Westbank in den Palästinensergebieten, so Grossmann, seien „dort hingepflanzt worden,
um jede Möglichkeit, eine klare Grenzlinie zu ziehen zu verstellen“. So werde die
Chance vertan, aus Israel eine wirkliche Heimstatt der Juden zu machen. Die Chancen
für eine Zwei-Staaten-Lösung, für die er seit Jahren plädiert, beurteilt Grossmann
wenig optimistisch. Um gewählt zu werden habe Benjamin Netanjahu die Ängste im Volk
bedient, statt ihm eine wirkliche Vision zu bieten. Als Premierminister sei er jetzt
überrascht, „dass die Menschen ihm nicht folgen, wenn er über Frieden redet“, so der
Schriftsteller. Besorgt äußerte er sich auch über die wachsende Macht religiöser und
extremer Kräfte wie etwa der Partei „Israel - unser Zuhause“ von Außenminister Avigdor
Lieberman. Grossmann: „Wir sehen so viele Symptome dafür, dass Ängste in Rassismus,
Xenophobie und Paranoia umschlagen.“ Dies seien schlechte „Berater für eine demokratische
Politik“. (kipa 08.08.2010 mc)