Spanien: Jugendtreffen in Santiago – „Erstaunlicher Hunger nach Gott”
Etwa 15.000 Jugendliche
nehmen in diesen Tagen an einem großen Treffen in Santiago de Compostela teil. Das
Festival am Zielpunkt des berühmten Jakobsweges, das am Sonntag zu Ende geht, ist
eine wichtige Etappe in der Vorbereitung auf das Weltjugendtreffen, das in zwölf Monaten
im Beisein des Papstes in Madrid stattfinden soll. Kardinal Stanisław Ryłko vom Päpstlichen
Laienrat war in Santiago dabei und hat sich dabei für Madrid inspirieren lassen…
„Es
ist schon erstaunlich, dass in einer so säkularisierten Welt das Pilgern eine neue
Blüte erlebt. Ich habe auf dem Jakobsweg viele Pilger aus den verschiedensten Ländern
gesehen, darunter viele junge Leute: oft in Gruppen, einige gehen aber auch bewußt
allein. Da treffen sich Gläubige, die ihren Glauben im Gehen und in der Meditation
vertiefen wollen, aber auch Nichtglaubende, die über ihr Leben nachdenken und ihrer
Existenz einen Sinn zu geben versuchen. Die Kathedrale ist jeden Tag voll von Pilgern
– man feiert in ihr vier feierliche Messen, und vor den Beichtstühlen stehen lange
Schlangen. Das alles zeugt doch von einem Hunger nach Gott, den auch die Menschen
von heute spüren...“
Kardinal Rylko erinnert daran, dass es schon einmal
einen Weltjugendtag in Spanien gegeben hat, und zwar genau in Santiago de Compostela.
1989 war das, wenige Monate vor dem Fall der Berliner Mauer.
„Damals schälte
sich sozusagen die Grundstruktur der Weltjugendtage heraus: dieses Triduum aus Katechesen,
Gebetsvigil am Samstagabend und Eucharistiefeier am Sonntag. Johannes Paul II. fragte
damals die Jugendlichen: „Was sucht ihr? Sucht ihr Gott?“ Und bei einem früheren Besuch
in Santiago, 1982, rief er: „Europa, sei du selbst! Sei deinen christlichen Wurzeln
treu!“ Das ist heute aktueller denn je: Wir sehen doch, dass in unserem alten Europa
die Verleugnung der eigenen Wurzeln und Identität immer radikaler wird. Das zeigt
sich z.B. an den europäischen Gesetzen zum Leben, zu Ehe und Familie, die oft eine
echte Bedrohung für die Zukunft der Menschheit bedeuten. Der weltliche Charakter des
Staates verwandelt sich oft in einen laizistischen Fundamentalismus, der jeder Präsenz
der Religionen im öffentlichen Leben feindlich gesinnt ist.“
Spätestens
damit wird klar, dass der Weltjugendtag im Zentrum von Madrid auch eine politische
Botschaft parat hat – und zwar an die derzeitige sozialistische Regierung von Ministerpräsident
Joseluis Zapatero. Von der allerdings gar nicht mal so sicher ist, dass sie sich bis
zum August nächsten Jahres im Sattel halten kann.