Über 1.600 Tote, mehr
als viereinhalb Millionen Menschen ohne Obdach oder auf der Flucht: Im Nordwesten
von Pakistan geht der Albtraum weiter. Eingestürzte Brücken, in den Fluten der Überschwemmungen
versunkene Krankenstationen, blockierte Helfer, zurückkehrende Taliban – und gleichzeitig
aus Karatschi Berichte über Unruhen auf den Straßen mit Dutzenden von Toten.
„Die
Überschwemmung begann im Norden, in Kashmir“, berichtet Erzbischof Lawrence John Saldanha
von Lahore; „sie gingen vom Indus aus. In dieser Region fielen an nur einem Tag über
30 cm Regen, und dieser ganze Regen läuft jetzt wie ein Tsunami Richtung Meer; im
Moment ist er in Sindh. Wo er durchkam, hat dieser Fluß Tausende von Häusern mitgerissen.
Es ist ein Riesen-Desaster, wie wir es noch nie erlebt haben – die Menschen fühlen
sich vollkommen hilflos.“
Der Erzbischof äußert sich nicht zur Kritik,
die jetzt viele in Pakistan an der Führung in Islamabad äußern. Der pakistanische
Präsident etwa setzt trotz der Katastrophe in seiner Heimat seine Europareise fort.
Immerhin nimmt aber der Leiter des UNO-Welternährungsprogramms, Wolfgang Herbinger,
die Regierung in Schutz: Eine solche Katastrophe stelle jede Führung vor große Herausforderungen,
und außerdem habe die pakistanische Regierung gar nicht genug Geld, um Hilfsaktionen
besser zu organisieren.
„Im Nordwesten versucht man jetzt, Lager aufzubauen,
aber die Organisation und das Material sind schlecht“, so Erzbischof Saldanha. „Wir
bräuchten Hubschrauber, um Menschen zu retten. Das Swat-Tal ist schwer getroffen:
Dort versucht unsere Caritas, Zelte und Nahrung zu verteilen. Wir versuchen, wenigstens
etwas zu tun... Aber wir haben Angst, dass es wieder regnen könnte. Straßen, Brücken,
Häuser – alles ist kaputt.“
Von der Monsunflut sind nach Einschätzung der
Katastrophenschutzbehörde mittlerweile rund zwölf Millionen Menschen betroffen. Mehr
als 1600 kamen bislang ums Leben. Nach Pakistan hat die Flutkatastrophe nun auch das
benachbarte Indien erreicht. Bei Überschwemmungen wegen heftigen Regens wurden nach
Polizeiangaben in der bei Touristen beliebten Himalaya-Region Ladakh im Norden des
Landes mehr als 100 Menschen getötet.