Alois Glück – seit 2009 Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken – hält
die katholische Kirche in Deutschland derzeit für reformunfähig. Nach der Schockerfahrung
des Missbrauchs aber habe sie einen wichtigen Lernprozess durchgemacht, sagte Glück
im Interview mit der „Rheinischen Post“. Glück wörtlich: „Es hat in den vergangenen
zwanzig Jahren eine Entwicklung eingesetzt, die eindeutig ein Rückschritt war; mittlerweile
gibt es in der katholischen Kirche häufig eine Art Wagenburgmentalität.“ So würden
„wieder Fragen tabuisiert, etwa zur Sexualmoral oder zum kirchlichen Amt“. Eine „Re-Vitalisierung
der Kirche“ könne aber nur durch „eine offene Gesprächskultur und weniger Misstrauen“
erreicht werden: „Es muss die Möglichkeit der kontroversen Debatte geben, ohne dass
Geistliche, hauptamtliche Mitarbeiter/innen oder Theologen Sanktionen zu befürchten
haben.“ – In Sachen Priesterweihe für Frauen oder Abschaffung des Pflichtzölibats
rechne er „in absehbarer Zeit“ nicht mit Änderungen; das seien Entscheidungen auf
weltkirchlicher Ebene. „Das Wichtigste ist für mich, wie man in der Verkündigung wieder
einen besseren Zugang zu den Menschen findet. Wir müssen uns selbstkritisch damit
auseinandersetzen, warum so viele Menschen wie noch nie nach Lebenssinn und Orientierung
suchen, aber dies nicht mehr in den Kirchen zu finden hoffen.“ (rp-online 06.08.2010
sk)