Berichte über Christen
in Indien haben meistens einen bitteren Beigeschmack: Seit den 80er Jahren ist die
Minderheitenkirche immer wieder Anfeindungen ausgesetzt, vor allem durch nationalistische
Hindus. Blutiger Höhepunkt der Aggressionen gegen Christen waren die Angriffe nationalistischer
Hindus auf Christen im ostindischen Unionsstaat Orissa. Dort griffen 2008 radikale
Hindus christliche Gebets- und Wohnhäuser an, bei der Hatz gab es mindestens 25 Tote
und unzählige Verletzte. So war es ein Zeichen der Hoffnung auf Entspannung, als am
sechsten Juli dieses Jahres zwei der Anführer dieser Hatz zu Haftstrafen verurteilt
wurden. Positive Zeichen gibt es aber auch von anderer Seite: Vor allem in den nördlichen
Regionen des Landes verzeichnet die katholische Kirche trotz Gewalt und Diskriminierung
einen ansteigende Zahl von Priesteramtskandidaten. Über die Situation und die Hoffnungen
der katholischen Kirche in Indien sprachen unsere Kollegen von Radio Vatikan mit dem
Bischof von Nashik, Felix Anthony Machado.
„Das ist eine gute Nachricht:
In anderen Ländern gibt es einen Priestermangel, hier hingegen schenkt uns Gott immer
noch Berufungen. Jeden Tag bete ich: Gib uns Berufungen, aber gib uns Berufungen von
Menschen, die wirklich durch die Liebe und Gnade Gottes motiviert sind.“
Allein
in Machados Diözese gibt es hundert Priester und 20 Seminaristen, viele von ihnen
stammen aus erst seit einem Jahrhundert evangelisierten Gebieten, sie sind sozusagen
die ersten „Früchte“ der Katholischen Kirche Indiens. Zwar gehe es nicht allein um
die Quantität der Priesteramtskandidaten, denn „berufen zu sein, heißt nicht, eines
Tages ‚Ja’ zu sagen, sondern jeden Tag dieses ‚Ja’ zu leben“, sagt Bischof Machado.
Es sei aber ein Zeichen der Vitalität der Kirche Indiens, so der Bischof, dass gerade
in Zeiten von Gewalt und Verfolgung viele Menschen sich zum Priesterdienst berufen
fühlen.
„Die Kirche reagiert nicht auf diese Gewalt, sondern lebt aus der
Kraft und Inspiration des Evangeliums. Wir als Kirche achten nicht auf das, was die
anderen machen, sondern predigen die Botschaft des Heils und des Lebens. Man sieht,
wie die Menschen diese Botschaft Jesu Christi leben wollen. Das Leben als Priester
ist ein Weg, diese Berufung zu Jesus zu leben.“
Die Zukunft einer jungen
Kirche seien aber immer die jungen Menschen, die –ob als Laien oder als Priester –
ihren Dienst an den Ärmsten in der Gesellschaft leisten, wie Bischof Machado berichtet:
„Die
Kirche tut alles dafür, dass die Jugendlichen eine Ausbildung erhalten, dass sie die
Talente erkennen, die Gott ihnen gegeben hat. So bleiben auch die jugendlichen Laien
sehr nah bei der Kirche, auch sie sind eine Art Missionare. Wir haben zum Beispiele
eine Missionsstation in einer extrem armen Gegend in der Nähe des Bischofssitzes.
Dort sehe ich dann, wie die Priester in ihrem Dienst von Jugendlichen, die z.B. eine
Ausbildung in Medizin oder Informatik erhalten haben begleitet werden. Sie setzen
ihre Talente für die Ärmsten der Armen ein, für unsere Brüder und Schwestern, die
keine Ausbildung erhalten haben. Natürlich muss da auch noch viel getan werden – aber
die Möglichkeiten für die Kirche sind da.“
Gerade nach den Ausbrüchen der
Gewalt in Orissa reicht die katholische Kirche so den Konfliktparteien die Hand, meint
der Bischof:
„‚Auge um Auge, Zahn um Zahn’ – das ist es nicht, was Jesus
uns gelehrt hat. Die Kirche lebt das immer vor und wird deswegen manchmal auf den
Arm genommen. Ich glaube die Christen wissen sehr genau, dass die Weisheit Jesu darin
besteht, das Evangelium zu leben, und nicht mit unseren Projekten und Reaktionen zu
leben. So verstehen auch unsere Brüder, die noch voller Hass auf uns sind, dass wir
wirklich niemandem etwas Böses wollen. Wir wollen das Leben der Menschen durch unser
lebendiges Zeugnis bereichern. Das ist die große Kraft des Christentums, dass wir
überzeugt sind von unserem Glauben. Wir wollen den Reichtum des Lebens weitergeben,
den Jesus uns gebracht hat.“