Der Vatikan trifft
in diesen Tagen tausende Jugendliche anlässlich der Ministrantenwallfahrt. Ein guter
Augenblick für die Kirche, den Dialog zwischen der Jugend und den Kirchenverantwortlichen
zu fördern. Das meint der Bundespräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend
– kurz BDKJ – im Gespräch mit Radio Vatikan. Simon Rapp nimmt nicht offiziell an dem
Ministrantentreffen teil, doch es sei eine Besonderheit, dass so viele Jugendliche
sich zusammentreffen. Deshalb wollte er auch dabei sein.
„Die große Frage,
die sich im Moment für viele ergibt, ist die Frage des Dialogs und zwar innerhalb
der Kirche. Man merkt, dass junge Menschen Anfragen an die Kirche haben. Sie wünschen
sich manche Veränderungen. Sie haben Fragen, warum ist das eine so und das andere
andersrum. Viele Fragen liegen seit Jahrzehnten brach. Sie wurden nicht so beantwortet,
wie es sich viele jungen Menschen wünschen würde. Hier einen neuen Dialog anzugehen
innerhalb von Kirche und diese Fragen angstfrei und offen zu diskutieren, das ist
ein ganz großer Wunsch bei vielen jungen Menschen in unserer Kirche, die sich hier
engagieren und einbringen. Sie möchten sehen, dass diese Fragen dann auch ernst und
wahrgenommen werden.“
Dirk Tänzler, der seinen Kollegen Rapp in Rom begleitet,
ist der Vorsitzende des BDKJ. Sein Hinweis an den Vatikan lautet:
„Wir müssen
miteinander reden. Und zwar nicht mit vorgefertigten Antworten. Zu miteinander Reden
gehört v.a. aufeinander zuhören. Gerade die zurückliegenden Monate haben eine große
Vertrauenskrise auch in der katholischen Jugendarbeit hervorgebracht. Natürlich kennt
man immer noch Personen in der Kirche, die man selbst vertrauen kann. Doch die Institution
Kirche ist angefragt. Da glaube ich, könnte hier aus Rom deutliche Signale kommen,
die sagen: Ja, wir wollen mit euch Jugendliche in einem Dialog treten; wir wollen
nicht nur von der Kanzel herab unsere Botschaft verkünden, sondern wir wollen den
Dialog mit euch erleben und erfahren.“
Stichworte wie „Missbrauchsskandal
in der katholischen Kirche“ haben die Jugendarbeit in den vergangnen Monaten sicher
beeinflusst, so Bundespräses Rapp.
„Und das merken wir gerade in diesen
Wochen, in der viele Tausend Jugendliche unterwegs sind und mit katholischen Jugendverbänden
in Ferien sind. Ich denke hierbei auch die Ministrantenwallfahrt. Diese Frage ist
sehr präsent: Können wir unsere Jugendliche da mitlassen? Was passiert dort? Aber
ich denke, dass gerade die Jugendarbeit in Deutschland es in den letzten Monaten geschafft
hat, eine gewisse Offenheit für dieses Thema zu zeigen. Vor allem kam die Botschaft,
dass dieses Thema in unseren Kreisen seit vielen Jahren präsent ist. Deshalb kam man
mit gutem Gewissen sagen, dass unsere Fahrten mit Jugendlichen sicher sind. Sie können
bei uns eine gute Freizeit miterleben, die diesen Jugendlichen auch in ihrer Persönlichkeit
und Erholungswert sowie Glauben stärken kann.“