In Ghana tagt derzeit
die Vollversammlung aller Bischofskonferenzen Afrikas und Madagaskars. Es geht vor
allem um den Ertrag der Afrika-Sondersynode im Vatikan, die dem Kontinent offenbar
neues Selbstbewusstsein gegeben hat. Auch internationale Entwicklungspartner wie „Misereor“
sind dabei. Wir haben mit dem Geschäftsführer des katholischen Hilfswerks, Prälat
Josef Sayer, gesprochen. „Misereor ist sehr dankbar für das, was uns die Kirche
in Afrika bietet an Selbstverständnis, an Verständnis auch für Armut und Ungerechtigkeitsstrukturen
weltweit. Umgekehrt danken wir allen Spendern in Deutschland, die sich einsetzen,
dass Afrika seine Kräfte besser entfalten kann und seine Entwicklung in die eigene
Hand nimmt. Afrika versteht Kirche als Familie Gottes. In einer Familie ist es ja
so, dass man zusammenhält und dass nicht der eine leidet und der andere im Luxus lebt.
Und so versuchen wir, uns miteinander auszutauschen.“
Dass Afrika mehr
als Rohstoffe und Arbeitskraft zu bieten hat, betonte zuletzt auch der Erzbischof
von Accra, Charles Palmer Buckle, der die Secam-Sitzung am Dienstag eröffnete. Er
erwähnte die zahlreichen Priesteramtskandidaten, überhaupt die tiefe Spiritualität
der Menschen sowie den inzwischen gut ausgebildeten Nachwuchs. Herr Prälat, wo kann
in Afrika gezielt Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden, um dieses Potential zu aktivieren? „Wir
wissen, wenn ein Staat zusammenbricht, dann sind die Armen besonders die Leidtragenden
und deshalb setzt sich Misereor ein für gute, demokratische Wahlen. So haben wir zum
Beispiel die letzten Wahlen im Kongo unterstützt, die Bischofskonferenz hatte um Hilfe
gebeten und es wurden 50.000 Wahlhelfer ausgebildet. Nach einer langen Periode der
Diktatur ist es zum ersten Mal seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts möglich
gewesen, wieder zu wählen. Und die 50.000 Wahlhelfer in den 47 Diözesen haben nicht
nur beobachtet, was im Wahllokal vorgeht, sondern sie haben auch den Leuten versucht
zu vermitteln, was eigentlich Demokratie und wählen heißt?“
Neben
dieser Demokratie stärkenden Arbeit leistet Misereor nach wie vor karitative Arbeit.
Der Kontinent wurde ja durch den Klimawandel und die Wirtschaftskrise besonders gebeutelt.
In welchen Bereichen ist Misereor derzeit vor Ort tätig? „Misereor ist in Afrika
tätig auf dem Feld der Hungerbekämpfung durch Förderung der Landwirtschaft und im
Gesundheitswesen. Wir wissen sehr wohl, was es heißt, wenn jemand krank ist, und kein
Arzt, keine Krankenschwester zur Seite steht, dass in Westafrika in einzelnen Ländern
jede achte Frau während der Schwangerschaft oder während der Geburt stirbt. Eine solche
Sache ist unhaltbar, das ist ein Skandal. Misereor ist auch tätig im Bereich der Gesundheitsbildung,
aber auch in der Berufsschulbildung und in den Schulen.“ Im Jahr ihres 40-jährigen
Bestehens versammelt die Plenarsitzung der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar
Secam bis zu 200 afrikanische Kardinäle, Bischöfe und Geistliche. Die Oberhirten tagen
noch bis zum 2. August in Ghana. Im Rahmen der Vollversammlung der afrikanischen Bischofskonferenzen
werden Aktivitäten zur Umsetzung der Zweiten Afrikasynode vorgestellt, die im vergangenen
Oktober in Rom stattfand. Das Thema der Sondersynode lautete: „Die Kirche in Afrika
im Dienst der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens“. Die Vollversammlung
ist das höchste Entscheidungsorgan der afrikanischen Bischofskonferenzen.