Die Trauer in Duisburg
ist nach der Massenpanik bei der Loveparade mit 21 Toten und über 500 Verletzten nicht
zu übersehen. Katharina Schwarz ist im Vorstand des Bundes der Deutschen Katholischen
Jugend (BDKJ) und unterstützt dort die BDKJ-Stelle nur wenige Schritte von der Unglücksstelle
entfernt.
„Die Stimmung ist sehr bedrückt. Ich habe mit vielen Jugendlichen
gesprochen, die jetzt vielleicht auch nicht direkt körperlich betroffen sind oder
Angehörige sogar verloren haben, die einfach nur betroffen sind, die hilflos sind,
die gleichzeitig ein Stück weit überfordert sind mit der Situation, dass sie mit ihrem
Leben und ihrer Gesundheit davon gekommen sind. Sie sind traurig, sie sind wütend,
sie sind hilflos. Ein buntes Gemisch aus allen möglichen Emotionen. Es ist einfach
nur sehr emotionsgeladen momentan vor Ort, alle sind unsicher, wie es weiter geht.
Ja, dieses Unglück lastet auf einem und über allem.“
Das sagte Katharina
Schwarz im Interview mit dem domradio. An diesem Samstag ist in Duisburg eine große
Trauerfeier geplant. Wegen des erwarteten Andrangs wird die Feier auch im Fußballstadion
des MSV Duisburgs übertragen. Die Plätze in der Salvatorkirche sind Angehörigen, Verletzten
und Rettungskräften vorbehalten. Leiten werden den Gottesdienst der Essener Bischof
Franz-Josef Overbeck und der EKD-Ratsvorsitzende Präses Nikolaus Schneider. Overbeck,
der Bischof des Ruhrbistums, hat am Freitag seine Exerzitien in Kloster Einsiedeln
abgebrochen, um dabei zu sein. Präses Schneider ist gebürtiger Duisburger. Zu der
bevorstehenden Trauerfeier sagte der Protestant im Interview mit Deutschlandradio
Kultur:
„In der Heiligen Schrift gibt es viele Situationen, in der die Trauer
thematisiert wird, und wir fragen dabei, wie Menschen miteinander vernünftig und angemessen
umgehen und wie Gott im Verhältnis zu den Menschen steht, wenn es um diese Fragen
geht. Und darum wird es mir gehen. Und ein ganz, ganz wichtiges Wort aus der Heiligen
Schrift ist ja, dass Gott nahe denen ist, die ein zerbrochenes Herz haben, und denen
hilft, die ein zerschlagenes Gemüt haben - und diesen Gedanken will ich auch ganz
stark machen.“
In Duisburg werden die Rufe nach ersten Konsequenzen laut.
Schwer unter Beschuss steht Adolf Sauerland (CDU), der Oberbürgermeister der Stadt.
„Sauerland raus“ skandierten etwa aufgebrachte Mengen am Donnerstag vor dem Rathaus.
Der Oberbürgermeister will auch nicht an der Trauerfeier teilnehmen, um die Gefühle
der Angehörigen nicht zu verletzen und mit seiner Anwesenheit zu provozieren. Präses
Schneider kommentierte die Rücktrittsforderungen so:
„Das ist eine schwierige
Situation, und das ist für alle Beteiligten schwierig. Ich habe auch ein gewisses
Verständnis für den Oberbürgermeister, der ja auch Morddrohungen erhält und nun sehen
muss, wie er sich persönlich schützt und seine Familie schützt, das ist schon eine
schlimme Lage. Andererseits hilft aber nur Eins: Man muss das, was man weiß, auch
deutlich öffentlich sagen, damit die Menschen das nachvollziehen können und deren
berechtigte Ansprüche auf Information auch befriedigt werden.“