D: Leiter des katholischen Büros Bayerns zu möglichen Mittelkürzungen
Vor einem Haushaltsbuch,
das einfach nicht aufgeht, sitzen momentan viele Bundesländer. Der Rotstift wird angesetzt
und macht mancherorts auch nicht vor den Kirchen halt. Im hohen Norden ist über die
mögliche Kürzung der Mittel für die Nordelbische Kirche bereits ein Streit entbrannt.
Laut „weltonline“ zahlt Schleswig-Holstein gemäß Staatskirchenvertrag jährlich etwa
elf Millionen Euro an die Nordelbische Kirche. Die in Staatskirchenverträge geregelten
Zuwendungen basieren auf Entschädigungen für Enteignungen Anfang des 19. Jahrhunderts.
Nachdenklich stimmt die aktuelle Kürzungsdiskussion auch den Leiter des katholischen
Büros Bayerns, Lorenz Wolf. Im Interview mit dem Münchner Kirchenradio sagte er:
„Natürlich
ist die Kirche in letzter Zeit in die Schlagzeilen geraten durch die Missbrauchsfälle,
es ist eine hohe Emotion auch da. Vielfach ist auch nicht bekannt, was die Kirche
macht und warum der Staat Leistungen an die Kirchen zahlt und in Zeiten knapper Kassen
wird immer geschaut, wo kann man mit dem Rasenmäher kürzen und wo gibt es ganz speziell
Töpfe, die man ausschöpfen oder einfach zumachen kann, um dort nicht weitere Leistungen
erbringen zu müssen.“
Nicht nur in Schleswig-Holstein auch in anderen Bundesländern,
wie etwa Niedersachsen hatten Haushaltsexperten von FDP und Grünen gefordert, Zahlungen
der Länder an die Kirchen zu kürzen oder in Form einer Ablösung in Zukunft ganz einzustellen.
In Bayern erhalten die Kirchen in diesem Jahr staatliche Leistungen in Höhe von 88
Millionen Euro.
„In Bayern haben wir eine gute Situation, dass in allen
Fraktionen, die Leistungen der Kirche durchaus gesehen werden und nicht auf Kosten
der Leistungen, die die Kirche für den Staat erbringt, einfach sagt, da müssen die
selber mehr leisten. Die Vernunft ist da, zu sagen, diese Leistungen haben einen Wert
und für diesen Wert schießen wir etwas zu. Unabhängig von den Leistungen, zu denen
der Staat verpflichtet ist, gibt es ja die freiwilligen Leistungen, weil anerkannt
wird, dass die Kirche in unserer Gesellschaft eine große Rolle noch spielt auch für
den Staat und die Gesellschaft in den Leistungen, die die Kirche erbringt.“
Doch
nur weil die Mittel in Bayern für die Kirche momentan nicht zur Diskussion stehen,
will sich der Leiter des katholischen Büros im Freistaat nicht einfach zurücklegen.
„Ich verfolge das alles sehr aufmerksam. Gleichzeitig ist es so, dass ich
nicht erwarte, dass es eine Revolution geben wird, sondern es gibt das Gespräch zwischen
Kirche und Staat. Es gibt die Gespräche mit den Fraktionen. Es gibt die Gespräche
mit der Staatsregierung und mit den einzelnen Ressource, die zuständig sind und ich
glaube nicht, dass wir damit rechnen müssen, dass alles umgestürzt wird, sondern es
sind Entwicklungen, denen wir natürlich Rechnung tragen. Mir ist sehr daran gelegen,
eine Entflechtung zwischen Kirche und Staat dort zu bekommen. Ich sehe auch, dass
das Verständnis dafür, dass der Staat hier Leistungen erbringt, in bestimmten Bereichen
nicht mehr gegeben ist und dass die Begründung vor 200 Jahren war die Säkularisation
und das sind Folgekosten, nicht mehr verstanden wird. Das ist eine Frage der Emotionen
und nicht des Verstandes. Es ist nicht eine Frage des Rechts, sondern auch eine Frage
der Stimmung und da, denke ich, müssen wir drüber nachdenken, wie die Verflechtung
Schritt für Schritt gelingen kann ohne dass der Staat als Verlierer dasteht oder auch
die Kirche einseitig als Geschädigte.“