Das Gemälde „Martyrium
des heiligen Laurentius“ ist doch nicht von Caravaggio: Das schreibt der Direktor
der Vatikanischen Museen, Antonio Paolucci, im „Osservatore Romano“. Der vermeintliche
Sensationsfund entpuppte sich als ein Kommunikationsfehler: Das Bild, das die Vatikan-Zeitung
vor einer Woche als möglichen Sensationsfund geschildert hatte, stamme keineswegs
von dem italienischen Barockmaler Michelangelo Merisi – besser bekannt unter dem Namen
Caravaggio. Die Qualität des in der Sakristei einer Jesuitenkirche in Rom entdeckten
Gemäldes sei eher bescheiden, argumentiert Paolucci. Die Autorin des ersten Artikels
hatte darauf hingewiesen, dass noch untersucht werden müsse, ob das Gemälde tatsächlich
von Caravaggio stamme. Die Vatikanzeitung hatte aber auf der Titelseite ihres Blattes
und als Schlagzeile das Bild als ein Werk des vor 400 Jahren verstorbenen Barockmalers
gepriesen.
„Das ist kein Caravaggio“, sagt die Expertin Mina Gregori, „denn
ich finde viele Charakteristika seiner Arbeit hier nicht wieder. Aber das Licht, die
realistische Darstellung und die Gewalttätigkeit der Handlung, das ist durchaus von
ihm inspiriert. Der Maler scheint mir mehr schon ins 17. Jahrhundert zu gehören.“
Interessant
sei immerhin, dass der dargestellte Heilige auf dem Gemälde nach unten schaue, nicht
wie gewöhnlich nach oben. Aber das müsse man noch näher untersuchen, meint die Expertin.
„Das Bild hat durchaus einen Wert – auch, weil es sehr interessant ist zu sehen,
wie Caravaggio damals von anderen Malern interpretiert wurde. Da gibt es für uns noch
sehr viele Entdeckungen zu machen.“ „Wir wollen ein kleines Kirchenmuseum
einrichten”, sagt der Rektor der Kirche Il Gesù, Jesuitenpater Daniele Libanori. „Da
würden wir uns freuen, wenn das Bild darin Platz fände. Aber zuerst sollte mal geforscht
werden, welche Bedeutung das Gemälde innerhalb der Rezeption von Caravaggio hatte.
Jetzt haben zuerst einmal die Experten das Wort!“ (rv 28.07.2010 sk)