2010-07-28 12:42:40

Schweiz: Almbauer auf Zeit


RealAudioMP3 In zweitausend Meter Höhe, klare Luft, der Duft von frisch gemähtem Heu: So ungefähr stellt man sich einen Schweizer Berghof vor. Doch die Idylle trügt, auch die Alpenbauern spüren den Druck der Wirtschaft und der fallenden Preise, viele Höfe arbeiten am Rand der Armutsgrenze. Deswegen organisiert die Caritas Schweiz „Bergeinsätze“. Jeder zwischen 18 und 70 Jahren kann für ein paar Tage oder auch für längere Zeit auf einem Bergbauernhof in der Schweiz mithelfen und „Bauer auf Zeit“ sein. Dann heißt es raus aus der Stadt, raus aus dem Stress und rein ins Landleben. Was man auf der Alm so macht, erzählt Monika Fawer, die das „Bergeinsatz“-Projekt bei der Caritas mit betreut:

„In den letzten Wochen war das Heuen, jetzt kommt dann noch einmal eine Phase, in der der zweite Schnitt eingebracht wird. Da sind natürlich alle Hände willkommen, die da an den steilen Hängen mithelfen, das Heu hinunterzurechen und einzutragen. Wir haben auch Bäuerinnen, die sehr froh sind, wenn sie Unterstützung im Haushalt bekommen. Es ist wirklich sehr unterschiedlich, im Frühling gibt es die Räumungsarbeiten, im Winter oder Herbst die Holzerarbeiten...das ist dann auch saisonal bestimmt und wetterabhängig.“

Wenn die meisten Städter schon am Strand braten, beginnt in den Schweizer Bergen die härteste Zeit des Jahres: Haus und Hof fordern vollen Einsatz, Zeit für Ferien haben die Landwirte nicht. Die Freiwilligen sind natürlich meistens Leute, die mit Landwirtschaft nichts zu tun haben. Die Almbauern sind trotzdem froh, wenn sie kräftig mit anpacken – und am besten noch etwas zu erzählen haben:

„Sie sind sehr froh für die Mithilfe und schätzen vor allem auch den Austausch. Eine Bauernfamilie hat mal gesagt: ‚Wir können nicht in die Welt hinaus, mit den Freiwilligen kommt die Welt zu uns.’ Das ist ein schöner Vergleich. Vor kurzem hatten wir einen Bauern aus dem Wallis, bei dem viele deutsche Ärzte einen Einsatz geleistet haben. Das fand er natürlich auch ganz spannend, in ihre Welt hineinzuschauen. Also der Austausch wird sehr geschätzt - aber natürlich auch die tatkräftige Unterstützung bei den verschiedensten Arbeiten.“

Ein All-Inclusive-Urlaub auf Mallorca, wo mit dem Reservieren eines Liegestuhls in der Nähe der Bar das Tagwerk schon vollbracht ist, sieht natürlich anders aus. Anstrengend sei das Landleben, erzählen die Jungs und Mädels, wenn sie zurück von der Alm sind, und doch nehmen sie viel mit:

„Sie sagen schon, dass es streng gewesen sei, das darf man nicht verleugnen, vor allem jetzt, wenn das Heuen aktuell war, dann gibt es manchmal wirklich lange Arbeitstage. Aber wenn dann das Wetter nicht so mitmacht, wie leider diese Woche, dann kann man das auch etwas ruhiger nehmen. Sie schätzen sehr den Familienanschluss, das Hineinschauen in eine andere Welt, die uns nicht sehr vertraut ist, also diese Brücke zwischen den Stadtleuten und den Landleuten. So tauchen sie wirklich mal in eine ganz andere Welt ein und erleben, was es heißt, Bergbauer in der Schweiz zu sein.“

 
Also, für alle, die für ein paar Tage abschalten wollen, um das Leben in den Schweizer Bergen zu genießen: Es sind noch Plätze frei, auch kurzfristig. Alle Infos gibt es unter www.bergeinsatz.ch!

(rv 27.07.2010 tb)







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