Das Scheidungsverbot in Malta gerät ins Wanken. Fast 60 Prozent der Malteser gaben
in einer Umfrage an, sie wollten die Scheidung für Paare erlauben, die seit vier Jahren
getrennt leben. Das sind mehr als je zuvor. Noch im Oktober 2008 gab es eine klare
Mehrheit von Befragten, die sich gegen die Scheidung aussprach. Die Debatte um die
Unauflöslichkeit der Ehe vor dem Gesetz tobt in dem kleinen Mittelmeerstaat inzwischen
mit voller Kraft. Maltas Medien erwarten, dass Ministerpräsident Lawrence Gonzi am
Donnerstag verkündet, ob er womöglich ein Referendum ansetzt, um die strittige Frage
zu lösen. Malta ist der einzige EU-Staat, in dem Scheidung verboten ist. Zwar erkennt
das Land im Ausland vollzogene Scheidungen an, dafür muss aber mindestens einer der
Ehepartner eine ausländische Staatsbürgerschaft oder zumindest dort seinen Wohnsitz
haben. Zudem werden Ehen von Kirche und Staat annulliert. Noch im April hatte Papst
Benedikt XVI. bei seinem Besuch des kleinsten EU-Staates die Malteser aufgerufen,
an der Unauflöslichkeit der Ehe festzuhalten. (kipa 28.07.2010 sk)