Philippinen: Kirche mahnt Präsidenten zur Armutsbekämpfung
Die Kirche der Philippinen
hat den neuen Präsidenten Benigno Aquino zur Armutsbekämpfung aufgerufen. Aquino müsse
ein Präsident des ganzes Volkes ein, statt nur den Interessen einzelner gesellschaftlicher
Gruppen zu dienen, mahnte Kardinal Gaudencio Rosales von Manila. Armut ist eines der
größten Probleme der Philippinen. Laut Angaben der Weltbank hat die Zahl der Bedürftigen
in den vergangenen Jahren zugenommen. Zudem sind die Philippinen eines der korruptesten
Länder Asiens. Und in der Tat kündigte Aquino in seiner Antrittsrede am Montag in
Manila an, gegen Korruption und Armut in seinem Land vorzugehen. Ein Hoffnungszeichen?
Dazu Melo Acuna vom Medienbüro der katholischen Bischofskonferenz im Gespräch mit
Radio Vatikan:
„Die katholische Kirche empfindet die Präsidentenrede als
realistisch. Und ich glaube, die meisten Philippiner würden sie auch realistisch finden.
Allerdings hat der Präsident auch einige Themen beiseite gelassen, zum Beispiel Fragen
der Immigration, Arbeit und auch einige kontroverse außenpolitische Fragen, etwa,
wie die Philippinen sich gegenüber den USA und der Volksrepublik China verhalten sollen.“
„Das
stille Leiden der Nation wird enden. Wir wollen euch dienen und nicht über euch herrschen“,
so Aquino am Montag wörtlich. Eine halbe Million Menschen hatten sich in der philippinischen
Hauptstadt versammelt, um ihn zu sehen. Aquino kündigte weiter an, vor allem auch
gegen die muslimischen und kommunistischen Rebellen im Land vorzugehen. Zugleich erhob
er schwere Vorwürfe gegen seine Amtsvorgängerin Gloria Arroyo, deren Regierung leere
Staatskassen hinterlassen habe. Das Land sei in den vergangenen Jahren „auf die schiefe
Bahn“ geraten, das wirkliche Ausmaß der Staatskrise vor dem Volk verborgen worden.
Benigno Aquino war aus den Präsidentschaftswahlen im Mai diesen Jahres als
Sieger hervorgegangen. Seine Eltern waren in der Demokratiebewegung aktiv; sein Vater
wurde 1983 nach seiner Rückkehr aus dem politischen Exil von Schergen des damaligen
Diktators Ferdinand Marcos ermordet. Drei Jahre später wurde Marcos durch einen Volksaufstand
gestürzt, an dessen Spitze Aquinos Mutter Cory stand.