2010-07-26 14:13:27

Duisburger Stadtdechant: Bedürfnis nach gemeinsamer Trauer


RealAudioMP3 Fassungslosigkeit und die Frage nach dem Warum bestimmten den zweiten Tag nach dem Unglück von Duisburg. Nach der Massenpanik mit 19 Toten gibt es Hinweise auf Sicherheitslücken in der Planung bei der Großveranstaltung „Loveparade“. Gerhard Lücking ist der katholische Stadtdechant in der „Unglücksstadt“ im Ruhrgebiet. Er sagte im Interview mit dem domradio:
 
„Die Leute, die ich bis jetzt getroffen habe, sind natürlich alle bestürzt und fertig. Eine ganze Reihe von denen, die auf dem Gelände waren, erzählen mir auch von ihren unterschiedlichen Erfahrungen, auch von der Fassungslosigkeit über das, was da passiert ist. Aber auch von den Engpässen, die es da gegeben hat. Viele sind auch erschüttert darüber, wie das organisiert war. Offensichtlich muss es da wohl erhebliche Pannen gegeben haben. Wen ich auch immer gesprochen habe, das erste Thema ist immer diese schreckliche Katastrophe und auch die tiefe Bestürzung. Auch manchmal Wut und Ärger, wie das da abgelaufen ist, also sehr unterschiedliche Reaktionen und natürlich eine ganz, ganz tiefe Trauer.“
 
Dabei gehe es nicht nur um zufällige Begegnungen oder Gespräche nach dem Sonntagsgottesdienst. Die Menschen in Duisburg würden sich gezielt an den Stadtdechanten wenden.
 
„Ich bin gestern mehrfach angerufen worden, wann ein Gottesdienst stattfindet. Ich kann es noch nicht sagen. Es ist ein großes Bedürfnis da, dass auch ein Raum da ist für Trauer. Ich habe mit meinem evangelischen Kollegen gesprochen, dass wir solche Räume auch wahrscheinlich dann anbieten werden. Wichtig war, es in allen Gottesdiensten, die ich gehalten habe, zum Thema zu machen. Wir haben entsprechend der Bitte unseres Bischofs und des Papstes für die Opfer, aber auch vor allen Dingen für die Angehörigen, für die vielen, die damit umgehen müssen, die geradezu von diesem Ereignis traumatisiert sind, gebetet.“
 
Der Wunsch der Menschen nach einer gemeinsamen Trauerfeier oder einem festen Gebetsraum sei Zeichen dafür, dass sie jetzt Nähe und Halt suchten. Der Stadtdechant:
 
„Dass gerade Menschen, die ihr Vergnügen und Freude haben wollten, auf einmal spüren, da ist noch etwas anderes da - das merke ich. Dass da dann letztlich auch der Raum fehlt, wo man seine Trauer lassen kann und wo doch auch etwas wie Hoffnung zum Ausdruck gebracht wird, dass nicht alles damit aus ist.“
 
(domradio 26.07.2010 kk)







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