Thailand: Interreligiöses Asientreffen – Ein Zeichen des Dialogs
Die Bereitschaft zum
Dialog scheint in Thailand immer mehr zu schwinden. Die blutigen Auseinandersetzungen
zwischen „Gelbhemden“ und „Rothemden“ in Bangkok in diesem Frühling waren der traurige
Höhepunkt eines seit Jahren schwelenden Konfliktes. Umso bedeutender erscheint das
Treffen, das dieser Tage in der Nähe der Landeshauptstadt zu Ende ging: Zum fünften
Mal trafen sich auf Einladung des Päpstlichen Interreligiösen Rates Bischöfe aus ganz
Asien mit Vertretern aller Religionen Asiens. In Zeiten der Krise setzten Christen,
Muslime, Hindus und Buddhisten ein Zeichen der Verständigung – und zwar nicht nur
zwischen den Religionen, sondern auch für die Zivilgesellschaft. Kardinal Jean-Louis
Tauran, Präsident des Interreligiösen Rates, erzählt von der Katholischen Kirche in
Thailand und den Früchten dieses Treffens:
„Wir sind zusammengekommen, um
zuzuhören, zu lernen und zu teilen. Das ist es, was uns in unserem Austausch leitet.
Was mich an diesen Treffen immer besonders beeindruckt, ist der geistliche und pastorale
Reichtum der dortigen Kirche: Es ist ein Kirche, die leiden musste, aber diese Prüfungen
überstanden hat. Es hat mich auch erstaunt, dass wir von unseren Gesprächspartnern
der anderen Religionen viel Wertvolles erlernen können: von den Hindus z.B. die Meditation
und die Kontemplation, von den Buddhisten die Loslösung von materiellen Gütern und
den Respekt des Lebens. Obwohl wir nur eine kleine Minderheit sind, sind wir eine
Minderheit, die zählt. Und tatsächlich: Wir zählen, weil unser Wort gehört wird, weil
wir Schulen haben, weil wir überall ein wenig vertreten sind. Wie Benedikt XVI. in
seiner Enzyklika „Spe salvi“ gesagt hat: Unsere Eigenschaft ist es, dass unser Gott
ein Gesicht hat. Es ist ein Gott, der dem Menschen zum Nächsten geworden ist, dem
Menschen, der sucht, dem glücklichen Menschen, dem kreativen Menschen. All das ist
ein Reichtum, den wir mit Vielen teilen.“
Nur ein Prozent der Bevölkerung
Thailands ist katholisch, dennoch zeigt die Kirche Präsenz im Land: Vor allem die
katholischen Schulen seien hoch angesehen und begehrt, erzählt Kardinal Tauran. Auf
jeden Fall sei das Treffen ein Zeichen der Hoffnung für das gespaltene Land, erzählt
Kardinal Tauran:
„Alle Religionen, manche mehr, manche weniger, sprechen
von Brüderlichkeit und Solidarität, und das ist schon sehr viel. Mich hat das gegenseitige
Wissen um die Reichtümer, die wir teilen können beeindruckt, also die Werte, von denen
ich schon sprach. Und der Grund, warum wir diese Reichtümer teilen, ist, weil wir
eine Verbesserung der Stimmung nicht nur im religiösen Bereich, sondern im alltäglichen
Leben der Männer und Frauen erreichen wollen, die verschiedenen Religionen, sozialen
Schichten und Kulturen angehören. Es ist möglich, gemeinsam glücklich zu sein: Es
ist einfach.“