Auch nach Ende der
Unruhen werden in Kirgistan weiterhin Usbeken misshandelt. Das geht aus einem Bericht
der Menschenrechtskommissarin der Vereinten Nationen, Navi Pillay, hervor. Der Bericht,
vorgelegt am Dienstag in Genf, spricht von drastischer Folter und Inhaftierung hunderter
Usbeken durch kirgisische Sicherheitskräfte. Die Dunkelziffer liegt wohl noch höher,
denn viele Menschen haben Angst, von der Folter zu berichten. Das unterstreicht Pillays
Sprecher Rupert Colville im Interview mit Radio Vatikan.
„Es baut sich wirklich
ein Berg der Angst unter den Usbeken auf, aber eben auch unter den Personen, die eigentlich
die Opfer schützen und unterstützen sollten: Anwälte und Menschenrechtler, einige
von ihnen wurden bedroht, ebenso Familien von Opfern, die unter Druck gesetzt wurden,
ja nichts zu erzählen. Es ist wirklich eine schlimme Situation. Und viele Menschen
zeigen diese Vorfälle bei den offiziellen Behörden eben nicht an. Und das gesamte
Rechtssprechungssystem arbeitet auch nicht. Das ist allarmierend. Auch im Hinblick
darauf, dass das kirgisische Recht eigentlich Rechte wie etwa den Zugang zu Anwälten
etc. garantiert. Aber all das wird derzeit nicht gewährt.“
Die Foltermethoden
seien drastisch, so der Sprecher weiter. Nicht selten würden auch Geständnisse erzwungen
und Menschen nur gegen hohe Geldzahlungen wieder frei gelassen. Die Behörden sähen
tatenlos zu, so der UNO-Sprecher weiter. Menschenrechtskommissarin Pillay forderte
am Dienstag eine unabhängige internationale Untersuchung der Vorfälle.
Hintergrund Nach
dem Sturz von Präsident Bakijew hatten sich im Süden von Kirgistan Mitte Juni gewaltsame
Konflikte zwischen Kirgisen und der usbekischen Minderheit entladen - vor allem in
der Bakijew-Hochburg Osch. Dabei wurden nach Angaben der Behörden rund 300 Menschen
getötet. Übergangspräsidentin Otunbajewa schätzte die Zahl der Opfer auf bis zu 2.000.
Rund 75.000 Menschen gelten nach Schätzungen des UNO-Flüchtlingskommissariats (UNHCR)
als Flüchtlinge, 400.000 sind von Zerstörung oder Vertreibung betroffen.