2010-07-22 14:26:33

Kirgistan: „Mauer der Angst“


RealAudioMP3 Auch nach Ende der Unruhen werden in Kirgistan weiterhin Usbeken misshandelt. Das geht aus einem Bericht der Menschenrechtskommissarin der Vereinten Nationen, Navi Pillay, hervor. Der Bericht, vorgelegt am Dienstag in Genf, spricht von drastischer Folter und Inhaftierung hunderter Usbeken durch kirgisische Sicherheitskräfte. Die Dunkelziffer liegt wohl noch höher, denn viele Menschen haben Angst, von der Folter zu berichten. Das unterstreicht Pillays Sprecher Rupert Colville im Interview mit Radio Vatikan.

„Es baut sich wirklich ein Berg der Angst unter den Usbeken auf, aber eben auch unter den Personen, die eigentlich die Opfer schützen und unterstützen sollten: Anwälte und Menschenrechtler, einige von ihnen wurden bedroht, ebenso Familien von Opfern, die unter Druck gesetzt wurden, ja nichts zu erzählen. Es ist wirklich eine schlimme Situation. Und viele Menschen zeigen diese Vorfälle bei den offiziellen Behörden eben nicht an. Und das gesamte Rechtssprechungssystem arbeitet auch nicht. Das ist allarmierend. Auch im Hinblick darauf, dass das kirgisische Recht eigentlich Rechte wie etwa den Zugang zu Anwälten etc. garantiert. Aber all das wird derzeit nicht gewährt.“

Die Foltermethoden seien drastisch, so der Sprecher weiter. Nicht selten würden auch Geständnisse erzwungen und Menschen nur gegen hohe Geldzahlungen wieder frei gelassen. Die Behörden sähen tatenlos zu, so der UNO-Sprecher weiter. Menschenrechtskommissarin Pillay forderte am Dienstag eine unabhängige internationale Untersuchung der Vorfälle.

Hintergrund
Nach dem Sturz von Präsident Bakijew hatten sich im Süden von Kirgistan Mitte Juni gewaltsame Konflikte zwischen Kirgisen und der usbekischen Minderheit entladen - vor allem in der Bakijew-Hochburg Osch. Dabei wurden nach Angaben der Behörden rund 300 Menschen getötet. Übergangspräsidentin Otunbajewa schätzte die Zahl der Opfer auf bis zu 2.000. Rund 75.000 Menschen gelten nach Schätzungen des UNO-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) als Flüchtlinge, 400.000 sind von Zerstörung oder Vertreibung betroffen.

(rv/diverse 22.07.2010 pr)







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