Premiere in Frankfurt:
In diesem Herbst können sich Studenten der Goethe-Uni das erste Mal für das Fach „Islamische
Studien“ einschreiben. Es ist der erste Studiengang dieser Art in Deutschland. Das
Neue ist, dass die Wissenschaftler die islamische Theologie nicht von außen betrachten
werden, sondern von innen – also nicht aus religionswissenschaftlicher, sondern aus
theologischer Perspektive. Abdullah Takim ist Professor für Islamische Religion an
der Goethe-Uni und hat den neuen Studiengang mit aufgebaut. Das eigentliche Ziel dieses
Studiengangs sei es, gute islamische Theologen auszubilden, erzählt er im Gespräch
mit uns. Das klingt einfach, doch sobald von islamischen Religionslehrern, Imamausbildung
und Integration die Rede ist, seien hitzige Diskussionen nicht fern und überlagerten
die Konzentration auf das Eigentliche. Professor Takim erzählt:
„So soll
die z.B. die islamische Theologie die Integration fördern, die Muslime modernisieren,
den Islam reformieren. Das alles auf einen Schlag kann keine Disziplin schaffen. In
der Tat ist die Debatte über die Einrichtung islamisch-theologischer Studiengänge
in der Öffentlichkeit so sehr von sicherheits- und integrationspolitischen Aspekten
überlagert. Wenn die islamische Theologie nur dazu dienen soll, die Probleme zu lösen,
dann denke ich, kann sich die islamische Theologie in Deutschland nicht frei entfalten.
Denn die Wissenschaft braucht in ihren Fragestellungen eine Offenheit und Komplexität.
Wenn die Ergebnisse vorgegeben werden, braucht man nicht mehr zu forschen.“
Die
Lehrenden der „Islamischen Studien“ sind natürlich alle Muslime. Um aber das Fach
zu studieren, muss man nicht unbedingt muslimisch sein, erzählt Abdullah Takim. Muslimische,
katholische und evangelische Studenten werden gemeinsam im Hörsaal sitzen und Vorlesungen
über die Koranexegese hören. Gerade diese interreligiöse Ausrichtung bietet große
Möglichkeiten, meint der Theologe:
„Das ist auch wichtig für einen Verständigungsprozess
in der Gesellschaft selbst. Theologie dient dann in Deutschland nicht nur für die
Muslime, sondern auch für die Gesamtgesellschaft. Man stellt ja Fragen an den Islam
und hat viele Vorurteile. Mit der Zeit wird das dann auch zu einer Versachlichung
der Probleme führen.“