Vatikan: Hertzianadirektorin skeptisch gegenüber angeblichem Caravaggio-Fund
Ein Hingucker am Wochenende
in der Vatikanzeitung – aber dann ist es still geworden um den angeblichen Sensationsfund:
Ein Werk des berühmten Barockmalers Michelangelo Merisi da Caravaggio soll über lange
Zeit hinweg, mitten in Rom, unerkannt geschlummert haben, das berichtete der „L´Osservatore
Romano“. Die Direktorin der Bibliotheca Hertziana in Rom, Sybille Ebert-Schifferer
warnt Kunstliebhaber vor all zu großen Hoffnung und argumentiert, dass es…
„…
von den Besitzverhältnissen her und von der versuchten Provenienz her überhaupt keinen
Weg zu Caravaggio gibt und die Abbildung, das ist ja alles, was man kennt, lässt einen
auch erstmal sehr skeptisch.“
Das im „L´Osservatore Romano“ abgedruckte
Bild zeigt einen jungen Mann. Mit schmerzverzerrtem Gesicht liegt er auf einem Rost
unter dem Flammen lodern – eine Darstellung des Martyriums des Heiligen Laurentius.
Die Vatikanzeitung räumt ein, dass eine endgültige Zuordnung des Bildes noch ausstehe.
Jedoch weise das Bild für Caravaggio typische Merkmale auf. Beachtlich sei etwa das
Licht, dass geradezu durch den dunklen Hintergrund „peitsche“. Laut dem Artikel vom
Wochenende wurde das Bild auf dem Grund der Jesuiten gefunden. Doch die Pressestelle
der Jesuiten in Rom ist auch am Mittwoch noch ratlos. Sie wüssten nicht, wo sich das
Bild befinde, heißt es. Auch die renommierte Kunsthistorikerin Ebert-Schifferer hat
bislang noch nicht das Bild gesehen.
„Nein, das scheint auch sehr schwer
möglich zu sein. Man kann nur soviel sagen zu dem Artikel im L´Osservatore Romano,
dass der Versuch dort eine Provenienz zu konstruieren, über die Verbindung Caravaggios
zur Familie Crescenzi, einiges durcheinander bringt. Es wird dort behauptet, Caravaggio
habe nachgewiesene Kontakte zu dieser Familie gehabt wegen des Auftrages für die Contarelli-Kapelle,
das ist auch richtig, aber das ist ein ganz anderer Zweig der Familie Crescenzi. Also
über dieses Vertragsverhältnis lässt sich überhaupt nichts zu dem Bild hin konstruieren.“