Lob für Südafrika
– ein Novum auf der aktuellen Welt-Aids-Konferenz in Wien. Diesmal steht das Kap also
nicht als Gastgeber der Fußball-WM im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit, sondern
erhält internationalen Zuspruch für die neue Aidspolitik seiner Regierung. Von einer
Kehrtwende in Sachen Aidsbekämpfung ist da sogar die Rede – die Aids-Aktivisten im
eigenen Land bleiben jedoch skeptisch. Pfarrer Stefan Hippler ist für die katholische
Kirche Deutschland in Südafrika und spricht gegenüber dem Kölner domradio von Fortschritten:
„Das
liegt sicherlich einmal daran, dass die Behandlung besser geworden ist. Es können
ja erheblich mehr Menschen behandelt werden als zuvor. Die Mutter-Kind-Übertragung
ist zwar nicht gestoppt, aber zumindest ziemlich heruntergedrückt worden. Das heißt,
es werden weniger Kinder HIV-positiv geboren. Und auch das Sexualverhalten ändert
sich durchaus in einigen afrikanischen Ländern.“
Auch wenn die Zahlen rückläufig
sind, in Afrika leben immer noch rund drei Viertel aller HIV-Infizierten. Entwarnung
könne man mit Sicherheit noch nicht geben, betont Hippler:
„Im südlichen
Afrika ist das immer so ein Auf und Ab. Wir erleben im Fall von Uganda, das Anfang
der 90er Jahre ja ein exemplarisches Beispiel für Erfolge in der HIV-Bekämpfung war,
dass die Zahlen jetzt wieder steigen, weil man weniger tut. Sobald es in einem Land
besser wird, meinen die Politiker und auch die Medizin, man könne etwas nachlässiger
werden. Und das wird im HIV-Bereich sofort bestraft.“
Allerdings sei es
mehr als überholt, bei Aids lediglich an Afrika zu denken. Der deutsche Pfarrer spricht
von neuen Krisenherden in punkto HIV:
„Das ist Osteuropa und Russland. Russland
und die GUS-Staaten sind im Kommen. Wir haben in Russland zum Beispiel Gebiete, in
denen die HIV-Infektionen um 700 Prozent gestiegen sind. Das sind vor allem Drogenabhängige,
Menschen, die Nadeln benutzen, Bisexuelle, natürlich auch Prostituierte. Da wächst
eine ganz neue Pandemie heran, auch weil Russland und die GUS-Staaten nicht gerade
sehr offen mit dem Thema umgehen.“
Von der Weltaidskonferenz in Wien erhofft
sich Stefan Hippler wichtige Impulse:
„Wir haben gerade in Afrika zunehmend
eine Kriminalisierung von HIV. Es gibt Länder, in denen man bestraft werden kann,
wenn man ungeschützten Geschlechtsverkehr hat, auch wenn man seinen HIV-Status gar
nicht kennt. Es gibt sehr viele Reisebeschränkungen für HIV-Positive. Und nur wenn
dieses Stigma gelöst wird, wenn Menschen offen über ihre Krankheit reden können, wenn
es keine Diskriminierung mehr gibt, dann kann man diese Pandemie in den Griff bekommen.“