Norbert Blüm: 75. Geburtstag zwischen Theologie und Europapolitik
Wie feiert wohl der
langjährige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm seinen Geburtstag? Und noch dazu einen
ganz besonderen? Denn an diesem Mittwoch wird der ehemalige CDU-Politiker 75 Jahre
alt. Er hält seine wöchentliche Vorlesung an der Theologischen Fakultät Aachen – „wie
immer um 17.45 Uhr, das ist doch klar!“, berichtet das Geburtstagskind im Gespräch
mit dem Kölner domradio. Das Thema seiner Vorlesung? Gerechtigkeit!
„Das
ist für mich ein Abendteuerurlaub. Das ist eine Rückkehr an die Universität. Das war
für mich vor 50 Jahren spannend wie eine große Expedition, wie die Entdeckung neuer
Erdteile. Und meinen alten Kopf lebendig zu halten, ist ein wichtiges Lebensmittel.
Man muss wieder ganz ursprünglich denken. Man muss aus Routinen raus! Und sich nicht
damit zufrieden geben, was man erreicht hat und neugierig bleibt. Und dabei hilft
mir auch die Universität!“
Die Bilanz seiner Dienstjahre in der Politik
beinhaltet unter anderem zwei große Rentenreformen sowie eine Gesundheitsreform. Zu
seinen Leistungen als Arbeitsminister gehört zudem die Einführung der gesetzlichen
Pflegeversicherung im Jahr 1995. Und was wünscht sich Norbert Blüm ganz aktuell für
die Bundesrepublik? Eine gute Politik natürlich, die nicht bloß dem reinen Selbstzweck
dient.
„Und vor allem wünsche ich, dass eine Sache voran kommt: Wir müssen
diesen wild gewordenen Finanzkapitalismus bändigen. Und das werden wir national nicht
schaffen. Deshalb glaube ich, heißt unsere erste Antwort, die etwas in Vergessenheit
geraten ist, dass Europa stärker werden muss, dass wir nationale Schranken überwinden
müssen, denn sonst schaffen wir es nicht! Dieser Finanzkapitalismus ist global! Und
wir agieren national. Das ist asymmetrisch, das sind unterschiedliche Höhen, ist mit
unterschiedlichen Waffen gekämpft. Und die Generation, die jetzt Politik macht, muss
etwas schaffen, dass zu unsere Zeit noch nicht notwendig war, nämlich globale Ordnung!“
Und
die ganz persönlichen Wünsche des Geburtstagskindes? Die haben einen eindeutigen Dreh-
und Angelpunkt: den Frieden!
„Dass meine Enkel in einer Gesellschaft leben,
in der es keinen Krieg gibt! Ich habe den Krieg selbst als Kind erlebt – und das bleiben
meine schlimmsten Erlebnisse.“