Seit Sonntag ist Erzbischof
Robert Zollitsch wieder in den Medien, in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“
ging er noch einmal auf einen Fall vor fast zwanzig Jahren ein, bei dem ihm – dem
damaligen Personalreferenten – und anderen Mitgliedern der Bistumsleitung vorgeworfen
worden war, sie wären einem Verdacht auf sexuellen Missbrauch gegen einen Priester
nicht nachgegangen. Am Montag legte das ARD Magazin Report Mainz nach und brachte
den Vorwurf, es sei damals vertuscht worden, noch einmal vor. Zollitsch hatte in seinem
Interview Fehler eingeräumt, man habe vor allem Schaden abwenden wollen, heute wisse
man mehr und sehe viele Dinge anders. Der Generalvikar des Erzbistums Freiburg, Fridolin
Keck, geht in einer Stellungnahme auf der Bistumswebsite ebenfalls auf die Vorwürfe
ein: „Diese Vorwürfe sind weder neu noch gerechtfertigt, denn es
ging auch den damals Verantwortlichen unseres Erzbistums nicht darum, etwas zu vertuschen,
sondern Schaden zu begrenzen und Missbrauch zu verhindern. Heute wissen wir mehr und
wir arbeiten diese Vorfälle von sexuellem Missbrauch in früheren Jahrzehnten selbstkritisch
auf. Daraus lernen wir.“
Zu einer Doppelung in der öffentlichen Wahrnehmung
in Sachen Behandlung von Missbrauchsfällen kommt es in diesen Tagen, weil einige Tage
vor dem Interview von Zollitsch die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen zurückgetreten
war. Auch ihr war falsches Umgehen mit einem Missbrauchsfall vorgeworfen worden. Radio
Vatikan hat den Vorsitzenden des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück,
gefragt, ob diese beiden Geschichten vergleichbar sind. „Es ist
so, dass jede und jeder Verantwortliche für sich selbst jeweils entscheiden muss.
Erzbischof Zollitsch hat sich dazu bekannt, dass er Fehler gemacht hat und dass er
aus heutiger Sicht einiges anders machen würde. Das stiftet Vertrauen und das ist
etwas, was eine gute Basis ist im Blick auf die weitere Arbeit. Er hat ja auch in
den vergangenen Monaten ganz entschieden auf diesem Feld der Aufklärung in Deutschland
gewirkt. Ich sehe überhaupt keinen Grund, jetzt da eine andere Konsequenz zu ziehen,
gerade angesichts der Bereitschaft, sich dazu zu bekennen, dass man Fehler gemacht
hat.“
Die Kirche und die Verantwortlichen und auch er selbst hätten – wie
Bischof Zollitsch es in seinem Interview gesagt hat – viel gelernt in den vergangenen
Monaten. Vor allem eines:
„Zunächst, dass Transparenz notwendig ist. Das
Bemühen, vielleicht nicht mehr zu sagen als sein muss, ist in der heutigen und offenen
Gesellschaft nicht mehr realistisch und es ist letztlich auch nicht wahrhaftig. Es
hilft nur die Position einer völlig offenen Informationspolitik. Das ist auch letztlich
wahrhaftig und alles, was nicht wahrhaftig ist, fällt uns als Kirche früher oder später
auf den Kopf. Es ist von fundamentaler Bedeutung, nicht nur im Hinblick auf Missbrauch,
sondern auch auf andere Vorgänge in der Kirche, denn falsch verstandene Rücksichtnahme
führt zur Verdrängung und zur Unterdrückung von Sachverhalten und damit wächst das
Übel weiter.“