Vatikan/Italien: Laurentius-Bild platzt in Caravaggio-Begeisterungsstürme
Die Vatikanzeitung
L´Osservatore Romano hat am Wochenende berichtet, dass in Rom ein bislang nicht gelistetes
Werk des berühmten Barockmalers Michelangelo Merisi Caravaggios gefunden wurde.
Es
wäre der Sensationsfund passend zum 400. Todestag: Ein Caravaggio soll über lange
Zeit hinweg, mitten in Rom, unerkannt geschlummert haben, das berichtet der Osservatore
Romano. Das Bild zeigt das Martyrium des Heiligen Laurentius. Noch steht allerdings
eine endgültige Zuordnung des Bildes aus. Unbestritten sei jedoch, so heißt es im
Osservatore, dass das Bild stilistisch tadellos sei und sehr schön. Beachtlich sei
das Licht, dass geradezu durch den dunklen Hintergrund „peitsche“. Die Autorin des
Osservatore Romane fühlt sich an Werke erinnert wie etwa der Bekehrung des Heiligen
Paulus aus der römischen Kirche Santa Maria del Popolo. Sich selbst von dem berühmten
Hell-Dunkelspiel des neuen Fundes zu überzeugen ist nicht leicht. Laut dem Artikel
vom Wochenende sei das Bild auf dem Grund der Jesuiten gefunden worden. Doch die Pressestelle
der Jesuiten in Rom ist am Montagvormittag noch ratlos. Sie wüssten nicht, wo sich
das Bild befinde, ja, hätten selbst erst aus der Zeitung davon erfahren. Komplett
neu ist ein mutmaßlicher Caravaggio-Fund aber nicht. Bereits Anfang der 1990er war
im irischen Dublin im Speisesaal der Jesuiten ein solches Meisterwerk zufällig aufgetan
worden. Jetzt hängt das Gemälde unter dem Namen Caravaggio in der irischen National
Galerie. Caravaggios Werke faszinieren besonders im Jubiläumsjahr 2010. 580.000 Menschen
besuchten die Retrospektive in den Scuderien. Die Kirche Santa Maria del Popolo schmückt
sich mit zwei der edlen Caravaggio-Werke. Pater Antonio Truda ist der zuständige Geistliche
in der Kirche.
„Ich habe den Eindruck, dass Caravaggio aus zwei
Gründen gerade so anziehend ist: Erstens, er ist einfach modern. Aber auf der anderen
Seite liegt es an Caravaggios spiritueller Ausdruckskraft, die sich an den Menschen
bindet. An die Person, die leidet, die sich freut, die vor einer Begegnung steht,
die ein Zeugnis ablegen will. Also die Bilder sind menschlich, sie sind zeigen Leute
der damaligen Zeit, aber gleichzeitig sind die Personen auch zeitlos, sie alle können
uns zeigen, was es heißt, sich in einer entscheidenden Situation zu befinden und darauf
Antworten zu finden.“
An einem ganz gewöhnlichen Tag kommen 3.000 Menschen
in die Kirche Santa Maria del Popolo. Die meisten strömen zielstrebig in die Cerasi-Kapelle,
links neben dem Altar, um die Kreuzigung des Petrus und die Bekehrung des Paulus zu
sehen. Pater Antonio Truda schwärmt von der Kraft, die der Künstler in diesem schweren
Moment der Kreuzigung Petrus zuschreibt. Von Samstag auf Sonntag drängten sich noch
mehr Besucher als sonst in die kleine Kapelle, um das Muskelspiel von Petrus zu studieren.
Denn in Rom gab es eine ganze Caravaggio-Nacht zum Todestag. Die Galleria Borghese
und drei Kirchen Roms zeigten teils bis in den frühen Morgen die Werke des populären
Künstlers. 25.000 Menschen reihten sich laut der Zeitung La Repubblica in die vielen
Schlangen ein. So gerne Pater Antonio Truda „seine“ Caravaggios zeigt – eines ist
ihm wichtig:
„Wir haben hier ein Schild, bitte nicht fotografieren,
aber leider fühlen sich die Leute immer im Recht, das zu tun, was sie wollen. Es muss
also jemand da stehen und den Leuten sagen, bitte keine Fotos. Dabei sollte man doch
meinen, die Leute seien gebildet genug. Auch wenn Leute gar den Blitz benutzen… Eine
ganze Zeit lang habe ich da gesagt: Ich kann Ihnen verzeihen, aber ich weiß nicht,
ob Ihnen auch Caravaggio vergeben kann, denn Sie sind gerade dabei ihn zu zerstören.“
Mehr
zum Thema auch am Mittwochabend in der Woche in Rom.