Weltaidskonferenz in Wien: HIV positiv - und trotzdem von Gott geliebt!
„Rechte hier und jetzt“.
Unter diesem Motto hat am Sonntag in Wien die 18. Weltaidskonferenz begonnen. Zur
Konferenz „Aids 2010“ werden 25 000 Teilnehmer aus rund 180 Ländern erwartet - Experten,
Politiker, Aktivisten und Betroffene an einem Tisch. Organisator der Konferenz ist
die Internationale Aids-Gesellschaft mit Sitz in Genf. Franz Küberl ist der Präsident
der Caritas Öserreich und erklärt im Gespräch mit Kathpress, dass eine Erhöhung der
weltweiten Mittel für die Bekämpfung des HI-Virus dringend notwendig sei – von den
bisherigen 15 auf ganze 25 Milliarden US-Dollar. Vor allem müssten die Verantwortlichen
in Politik und Kirche ihre Einstellung zur Aidsproblematik noch entscheidend sensibilisieren.
„Ich
glaube, dass zwei Dinge entscheidend sind. Das Eine ist das Bewusstsein, dass die
unmittelbare Bekämpfung von Aids als Pandemie großen Vorrang besitzen muss. Das Zweite
ist, dass man wissen muss, dass Aids erst dann richtig bekämpft werden kann, wenn
gleichzeitig die Armut und die Entrechtung der Frau bekämpft und aufgehoben werden.
Da gibt es keinen Weg dran vorbei. Es gibt auch keinen billigen Weg. Der Weg, den
man hier gehen muss, ist strapaziös.“ Entscheidend sei auch, dass alle HIV/Aids-Infizierten
einen universellen Zugang zu medizinischer Versorgung erhielten, betont Küberl. Ursprünglich
war geplant, das bis 2010 zu erreichen. Die Frage nach Kondomen als Schutz vor dem
HI-Virus siedelt der Caritas-Präsident in punkto Aidsbekämpfung nicht an erster Stelle
an.
„Aber natürlich kann es in bestimmten Situationen eine entscheidende
Funktion haben. Und ich entnehme der Aussage des österreichischen Familienbischofs
Küng, dass sich die Bischöfe in diesem Punkt der Realität des Lebens annähern – und
das ist schon ein vernünftiger Weg.“ Der St. Pöltener Bischof Klaus Küng ,
selbst ausgebildeter Arzt, hatte in einem Beitrag für die in Würzburg erscheinende
katholische Zeitung „Die Tagespost“ an diesem Samstag betont, dass es keinen Widerspruch
zum kirchlichen Lehramt darstelle, in bestimmten Grenzfällen die Verwendung von Kondomen
zu ermöglichen – auch wenn die Bekämpfung von Aids durch eine möglichst flächendeckende
Verteilung von Kondomen sicher nicht der richtige Weg sei. Küberl bedauert, dass das
noch nicht die Haltung der Amtsträger in allen Teilen der Weltkirche sei:
„Eines
sage ich in aller Offenheit – und das muss weltweit noch manchen Kirchenverantwortlichen
klar werden: Jeder von Aids Betroffene ist genauso ein Kind Gottes wie jeder Andere
auch!“
In diesem Zusammenhang erinnerte der Caritas-Präsident auch an Papst
Johannes Paul II., der die Position der katholischen Kirche zu HIV/Aids auf den Punkt
gebracht habe: Gott liebe alle Menschen, ohne Unterschiede und ohne Einschränkung.
Das betreffe auch jene mit HIV/Aids. An der Würde jedes einzelnen Menschen gebe es
nichts zu rütteln.