Interview der Woche: Domkapellmeisterin Lucia Hilz
Frauen in Führungspositionen
– das ist auch in der katholischen Kirche möglich: Im Münchner Liebfrauendom gibt
ab September die erste Domkapellmeisterin Deutschlands den Takt an. Die 35-jährige
Kirchenmusikerin Lucia Hilz übernimmt zum 1. September die Leitung der Dommusik an
der Münchner Kathedrale. Der Erzbischof von München und Freising Reinhard Marx hatte
sie am vergangenen Dienstag in das Amt berufen. Die Chorpräfektin und Stimmbildnerin
an der Münchner Domsingschule hat seit Dezember 2008 die kommissarische Leitung der
Münchner Dommusik inne. Lucia Hilz ist gebürtige Münchnerin und hat Kirchenmusik und
Gesang in Rottenburg, Regensburg und an der staatlichen Musikhochschule Trossingen
studiert. Antje Dechert hat sie in München getroffen.
Frau Hilz, kam die
Ernennung zur Domkapellmeisterin denn überraschend?
„Ich wusste es schon
ein bisschen länger und es war eine lange Zeit des Wartens und da spielt man gedanklich
alle Möglichkeiten durch und als es dann soweit war, war ich einfach glücklich. Aber
man hat es schon durchgespielt gehabt: Was wäre wenn? Deshalb war es nicht ganz überraschend.“
Ist
es denn schwer sich zu behaupten in der Kirchenmusik als Frau?
„Ich
kenne viele Kollegen und hatte immer ein gutes Verhältnis zu ihnen, auch wenn man
kommt als Sängerin und sich austauscht oder eben als Kirchenmusikerin. Ich bin immer
wohlwollend empfangen worden und auch in München ganz wunderbar aufgenommen worden,
ganz kollegial – also da war nie das Thema, dass ich irgendetwas nicht könnte oder
völlig andere Ansichten hätte, also da habe ich überhaupt keine Schwierigkeiten.“ Worin
besteht denn konkret die Aufgabe einer Domkapellmeisterin? „Im
Dom in der Frauenkirche in München bin ich musikalisch verantwortlich für die Kirchenmusik,
vor allem für die Pontifikalämter, also die Gottesdienste mit unserem Herrn Erzbischof
und die diözesanen Gottesdienste. Die Sonntagsgottesdienste, gehören normalerweise
auch mit Musik bestückt und da schaue ich, dass die Musik zur Liturgie und den Texten
passt. Die Kantorenausbildung ist ein wichtiger Teil für die anderen Gottesdienste.
Der Kantor sollte einfach auch eine gute ausgebildete Stimme haben, damit man ihn
versteht und damit er auch die Inhalte der Psalmen und Texte rüberbringt. Dafür arbeiten
wir und dafür, dass es dann zur Aufführung keine Arbeit mehr ist, sondern Lob Gottes
und allen Menschen eine Freude gemacht wird oder man sie auch zu Dingen führt, die
man nicht sagen kann, sondern die man nur spürt.“
Was halten Sie denn
von neuer geistlicher Musik?
„Ich finde es wichtig, dass junge Menschen
dadurch den Bezug finden, sich emotional zu äußern und das Lob Gottes aus sich heraus
zu lassen, Lobpreis ertönen zu lassen. Ich denke, dass es auch viele schöne Texte
gibt zu der schönen Musik. Im Dom kann ich es aber nicht aufführen. Akustisch ist
das einfach nicht zu machen. Wir haben zu viel Nachhall. Alles, was zusätzlich verstärkt
werden müsste, überschlägt sich dann so, dass es nicht gut dort hinein passt. Und
es ist einfach auch ein Raum, wo man erschlagen wird von so einer Musik. An anderen
Orten kann ich mir das gut vorstellen, gerade mit Jugendchören. Für den Dom schließt
sich so was, insbesondere von einer Band begleitet zum Beispiel, aber aus.“
Was
müsste die Kirche in der aktuellen Vertrauenskrise tun, um gerade auch junge Leute
– Sie sind ja selbst noch jung – zu begeistern?
„Mir war es auch in
dieser Krisenzeit immer ganz wichtig selber den Draht nach oben nicht zu verlieren,
also nicht zu viel darüber nachzudenken: Was muss die Kirche? Was kann die Kirche?
Warum hat die Kirche? Darüber muss man diskutieren und da gibt es viele Streitpunkte
– aber auch über die Fragen: Warum glaube ich? Und was ist mir das Wichtigste? Also
das einfach Vorleben und zeigen und davon sprechen, was mir so wichtig ist und warum
ich dieser Gemeinschaft angehören will.“