2010-07-18 10:17:49

Interview der Woche:
Domkapellmeisterin Lucia Hilz


RealAudioMP3 Frauen in Führungspositionen – das ist auch in der katholischen Kirche möglich: Im Münchner Liebfrauendom gibt ab September die erste Domkapellmeisterin Deutschlands den Takt an. Die 35-jährige Kirchenmusikerin Lucia Hilz übernimmt zum 1. September die Leitung der Dommusik an der Münchner Kathedrale. Der Erzbischof von München und Freising Reinhard Marx hatte sie am vergangenen Dienstag in das Amt berufen. Die Chorpräfektin und Stimmbildnerin an der Münchner Domsingschule hat seit Dezember 2008 die kommissarische Leitung der Münchner Dommusik inne. Lucia Hilz ist gebürtige Münchnerin und hat Kirchenmusik und Gesang in Rottenburg, Regensburg und an der staatlichen Musikhochschule Trossingen studiert. Antje Dechert hat sie in München getroffen.

Frau Hilz, kam die Ernennung zur Domkapellmeisterin denn überraschend?

„Ich wusste es schon ein bisschen länger und es war eine lange Zeit des Wartens und da spielt man gedanklich alle Möglichkeiten durch und als es dann soweit war, war ich einfach glücklich. Aber man hat es schon durchgespielt gehabt: Was wäre wenn? Deshalb war es nicht ganz überraschend.“

Ist es denn schwer sich zu behaupten in der Kirchenmusik als Frau?

 
„Ich kenne viele Kollegen und hatte immer ein gutes Verhältnis zu ihnen, auch wenn man kommt als Sängerin und sich austauscht oder eben als Kirchenmusikerin. Ich bin immer wohlwollend empfangen worden und auch in München ganz wunderbar aufgenommen worden, ganz kollegial – also da war nie das Thema, dass ich irgendetwas nicht könnte oder völlig andere Ansichten hätte, also da habe ich überhaupt keine Schwierigkeiten.“
 
Worin besteht denn konkret die Aufgabe einer Domkapellmeisterin?
 
„Im Dom in der Frauenkirche in München bin ich musikalisch verantwortlich für die Kirchenmusik, vor allem für die Pontifikalämter, also die Gottesdienste mit unserem Herrn Erzbischof und die diözesanen Gottesdienste. Die Sonntagsgottesdienste, gehören normalerweise auch mit Musik bestückt und da schaue ich, dass die Musik zur Liturgie und den Texten passt. Die Kantorenausbildung ist ein wichtiger Teil für die anderen Gottesdienste. Der Kantor sollte einfach auch eine gute ausgebildete Stimme haben, damit man ihn versteht und damit er auch die Inhalte der Psalmen und Texte rüberbringt. Dafür arbeiten wir und dafür, dass es dann zur Aufführung keine Arbeit mehr ist, sondern Lob Gottes und allen Menschen eine Freude gemacht wird oder man sie auch zu Dingen führt, die man nicht sagen kann, sondern die man nur spürt.“

Was halten Sie denn von neuer geistlicher Musik?

„Ich finde es wichtig, dass junge Menschen dadurch den Bezug finden, sich emotional zu äußern und das Lob Gottes aus sich heraus zu lassen, Lobpreis ertönen zu lassen. Ich denke, dass es auch viele schöne Texte gibt zu der schönen Musik. Im Dom kann ich es aber nicht aufführen. Akustisch ist das einfach nicht zu machen. Wir haben zu viel Nachhall. Alles, was zusätzlich verstärkt werden müsste, überschlägt sich dann so, dass es nicht gut dort hinein passt. Und es ist einfach auch ein Raum, wo man erschlagen wird von so einer Musik. An anderen Orten kann ich mir das gut vorstellen, gerade mit Jugendchören. Für den Dom schließt sich so was, insbesondere von einer Band begleitet zum Beispiel, aber aus.“

Was müsste die Kirche in der aktuellen Vertrauenskrise tun, um gerade auch junge Leute – Sie sind ja selbst noch jung – zu begeistern?

„Mir war es auch in dieser Krisenzeit immer ganz wichtig selber den Draht nach oben nicht zu verlieren, also nicht zu viel darüber nachzudenken: Was muss die Kirche? Was kann die Kirche? Warum hat die Kirche? Darüber muss man diskutieren und da gibt es viele Streitpunkte – aber auch über die Fragen: Warum glaube ich? Und was ist mir das Wichtigste? Also das einfach Vorleben und zeigen und davon sprechen, was mir so wichtig ist und warum ich dieser Gemeinschaft angehören will.“

(rv 18.07.2010 ad)







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