D: Zollitsch bekennt Fehler im Umgang mit Missbrauch
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat
im Missbrauchsskandal von Oberharmersbach Fehler eingestanden. Es sei falsch gewesen,
nicht die Staatsanwaltschaft eingeschaltet zu haben, wird Zollitsch in der Frankfurter
Allgemeinen Sonntagszeitung von diesem Wochenende zitiert. „Mit dem Blick von heute
ist mir klar: Wir hätten konsequenter vorgehen und mit größerem Nachdruck nach weiteren
Opfern suchen und suchen lassen müssen“, so Zollitsch im Wortlaut. Der Gedanke, von
einer Einschaltung der Staatsanwaltschaft auch zum Schutz der Opfer abzusehen, sei
falsch gewesen, wie der Erzbischof von Freiburg in dem Artikel betont. In Oberharmersbach
hatte ein Pfarrer mehr als zwanzig Jahre lang Kinder und Jugendliche missbraucht.
Zollitsch hatte 1991 als Personalreferent im Bistum Freiburg erstmals von Gerüchten
erfahren, dass der Pfarrer in der Gemeinde Kinder und Jugendliche missbrauchte. Das
Ordinariat Freiburg versetzte ihn daraufhin, auch mit Blick auf dessen angeschlagenen
Gesundheitszustand, in den Ruhestand. 1992 schrieb eine Mutter von zwei betroffenen
Söhnen einen Brief an das Erzbischöfliche Ordinariat, ein Sohn schilderte detailliert
den Missbrauch durch den Pfarrer. Man habe den suizidgefährdeten Pfarrer nicht
in den Tod treiben wollen, wie Zollitsch weiter betont. „Und wir waren davon überzeugt,
dass wir mit einer Anzeige große Unruhe in die Gemeinde Oberharmersbach tragen würden
- bis hin zur Entzweiung von Familien. Wir gingen damals von - nach heutiger Sicht
zweifelsohne falschen - Überlegungen aus.“ Man habe sich gewissenhaft bemüht, der
schwierigen Situation gerecht zu werden. „Wir glaubten zu dieser Zeit, dies sei die
beste Entscheidung, die auch zur Heilung der Wunden und zur Versöhnung in Oberharmersbach
beitragen kann. Heute wissen wir es besser. Wir haben dazugelernt“, so Zollitsch im
Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.