2010-07-18 10:17:45

D: Zollitsch bekennt Fehler im Umgang mit Missbrauch


Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat im Missbrauchsskandal von Oberharmersbach Fehler eingestanden. Es sei falsch gewesen, nicht die Staatsanwaltschaft eingeschaltet zu haben, wird Zollitsch in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung von diesem Wochenende zitiert. „Mit dem Blick von heute ist mir klar: Wir hätten konsequenter vorgehen und mit größerem Nachdruck nach weiteren Opfern suchen und suchen lassen müssen“, so Zollitsch im Wortlaut. Der Gedanke, von einer Einschaltung der Staatsanwaltschaft auch zum Schutz der Opfer abzusehen, sei falsch gewesen, wie der Erzbischof von Freiburg in dem Artikel betont.
In Oberharmersbach hatte ein Pfarrer mehr als zwanzig Jahre lang Kinder und Jugendliche missbraucht. Zollitsch hatte 1991 als Personalreferent im Bistum Freiburg erstmals von Gerüchten erfahren, dass der Pfarrer in der Gemeinde Kinder und Jugendliche missbrauchte. Das Ordinariat Freiburg versetzte ihn daraufhin, auch mit Blick auf dessen angeschlagenen Gesundheitszustand, in den Ruhestand. 1992 schrieb eine Mutter von zwei betroffenen Söhnen einen Brief an das Erzbischöfliche Ordinariat, ein Sohn schilderte detailliert den Missbrauch durch den Pfarrer.
Man habe den suizidgefährdeten Pfarrer nicht in den Tod treiben wollen, wie Zollitsch weiter betont. „Und wir waren davon überzeugt, dass wir mit einer Anzeige große Unruhe in die Gemeinde Oberharmersbach tragen würden - bis hin zur Entzweiung von Familien. Wir gingen damals von - nach heutiger Sicht zweifelsohne falschen - Überlegungen aus.“ Man habe sich gewissenhaft bemüht, der schwierigen Situation gerecht zu werden. „Wir glaubten zu dieser Zeit, dies sei die beste Entscheidung, die auch zur Heilung der Wunden und zur Versöhnung in Oberharmersbach beitragen kann. Heute wissen wir es besser. Wir haben dazugelernt“, so Zollitsch im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

(faz online 18.07.2010 vp)







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