D: Lutheraner wollen sich bei Mennoniten offiziell entschuldigen
Ihr „tiefstes Bedauern“ über die Verfolgung von Täufern und Mennoniten durch Lutheraner
wollen Vertreter des Lutherischen Weltbundes (LWB) jetzt offiziell bekunden. Bei der
Vollversammlung des LWB am Dienstag in Stuttgart planen die 400 Delegierten dazu
einen Versöhnungsgottesdienst. Zudem soll im Namen aller Lutheraner eine Erklärung
verabschiedet werden. Darin werde, wie vorab bekannt wurde, vor allem im 16. und 17.
Jahrhundert eine theologische Verdammung, Bedrängung und gewaltsame Verfolgung von
Täufern und Mennoniten durch Lutheraner eingeräumt. Wie die Lutheraner sind auch die
Täufer und Mennoniten aus der Reformation hervorgegangen. Ihre Protestbewegung war
allerdings radikaler: Die Gottesdienste wurden von Bildern und klerikalen Zeremonien
bereinigt, die kirchliche Hierarchie wurde abgeschafft, allein das Neue Testament
behielt Gültigkeit. Die Reformatoren Luther und Zwingli verurteilten die Täuferbewegung
scharf. Sie sahen in den Anhängern „Schwärmer“ und „Rottengeister“. Folge war unter
anderem eine gewaltsame Verfolgung bis hin zum Tod. Erst seit 1980 gibt es wieder
eine Annäherung zwischen Lutheranern und den weltweit rund eine Million Mennoniten.