Großbritannien: Papst startet seinen Besuch in Edinburgh
Die Insel ist bereit:
Der erste offizielle Staatsbesuch eines Papstes in Großbritannien wird am 16. September
in Edinburgh beginnen. Das gaben die britischen Organisatoren nun bekannt. Benedikt
XVI. wird in der offiziellen schottischen Residenz von Königin Elizabeth II., dem
Holyroodhouse Palace in Edinburgh, als Staatsgast empfangen. Bereits 1982 statte Johannes
Paul II. den Briten einen Besuch ab. Doch damals handelte es sich offiziell „nur“
um einen Pastoralbesuch.
Weitere Einzelheiten von Mario Galgano
Wenn
nun Benedikt XVI. Mitte September nach Großbritannien reisen wird, dann wird ihn die
Queen persönlich empfangen. Sie ist schließlich die Gastgeberin nicht nur als Monarchin
sondern auch als weltliches Oberhaupt der anglikanischen „Church of England“. Benedikt
XVI. wird zuerst in Glasgow eine Freiluftmesse feiern, zu der mehrere Zehntausend
Katholiken aus der ganzen Insel erwartet werden. Denn im Norden Großbritanniens leben
die meisten Katholiken; in Schottland bilden sie 16 Prozent der Bevölkerung und die
größte Gruppe unter den Sonntagsgottesdienstbesuchern. Abends fliegt der Papst von
Glasgow nach London.
Bei einem Pressegespräch der Bischöfe von England,
Wales und Schottland in London wurden am Wochenende weitere Details bekannt. So wird
der Papst am „Tag 2“ zuerst das St. Mary's College in Twickenham südwestlich
von London besuchen. Diese Universität ist eine der wenigen in England, die von der
katholischen Kirche geführt werden. Benedikt XVI. will in Twickenham – ähnlich wie
an der Prager Karlsuniversität vor einem Jahr – eine Grundsatzrede über die Rolle
der Kirche in der akademischen Welt halten. Oberhäupter anderer Glaubensgemeinschaften
werden ebenfalls erwartet.
Am Abend stehen noch drei Programmpunkte an:
Der Besuch beim anglikanischen Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams – geistliches
Oberhaupt der „Church of England“ –, in „Lambeth Palace“, eine Rede vor den politischen
und kulturellen Führern in der Westminster Hall und der Besuch auf dem Tower Hill,
wo der katholische Heilige und Märtyrer Thomas Morus am 6. Juli 1535 hingerichtet
wurde.
Zum Ende des Tages wird der Papst, gemeinsam mit dem Erzbischof
von Canterbury, am Grab des Heiligen Eduards des Bekenners (1004-1066) in der Westminster
Abbey eine Ökumenische Vesper feiern. Eduard hatte die Benediktinerabtei St. Peter
– bekannt als Westminster Abbey – erbauen lassen und ist Schutzpatron der Königlichen
Familie Englands.
Am Samstag, 18. September, folgt die Papstmesse in der
katholischen Westminster Cathedral in London. Premierminister David Cameron
und sein Stellvertreter Nick Clegg werden der Messe beiwohnen. Nachmittag und abends
findet ein Jugendprogramm im Hyde Park statt.
Am Sonntag fliegt Benedikt
XVI mit einem Hubschrauber nach Cafton Park in Birmingham. Der Höhepunkt seiner
Reise ist die Seligsprechung von Kardinal John Henry Newman (1801-1890) in Cafton
Park.
Bei dem Pressgespräch in London betonte der katholische Theologe
Ian Ker aus Oxford, Newmans berühmte Lehre über die Pflicht zur Gewissens-Folgeleistung
sei bei Thomas von Aquin grundgelegt.
„Wo das Gewissen fehlerhaft ist,
ist man als Katholik verpflichtet, dieses zu korrigieren, doch falls man daran scheitert,
darf dies nicht als völliges Verfehlen des Guten gewertet werden. Es gilt vielmehr,
dann das Beste aus seinem 'inneren Licht' zu machen“, so Ker, die Lehren Kardinal
Newmans erläuternd.
Ker zeigte sich schließlich überzeugt, dass nach der
Seligsprechung Kardinal John Henry Newmans „sicher bald auch eine Heiligsprechung
folgen wird“.
Benedikt XVI. hat nach der Newman-Seligsprechung am 19. September
noch einen Programmpunkt vor seinem Rückflug von Birmingham nach Rom: Es handelt sich
um das Treffen mit den Bischöfen von England, Wales und Schottland im Oscott College.