Es gab viel hin und
her in den letzten Wochen um das sogenannte nationale Studienförderprogramm der Bundesregierung.
Kanzlerin Angela Merkel hatte es zu ihrem persönlichen Anliegen gemacht, dieses Programm
auch gegen Bedenken der Länder umzusetzen. Jetzt ist zwar diese Förderung beschlossen,
die Erhöhung des BAFöG aber noch nicht, ein unklares Zeichen für die „Bildungsrepublik
Deutschland“, die die Kanzlerin ausgerufen hat. Ein gutes Signal sei es schon einmal,
dass von dem Gesetz das Signal ausgehe, dass Deutschland Begabtenförderung brauche
und deswegen auch mehr Mittel dafür eingesetzt werden, so Claudia Lücking-Michel,
die Geschäftsführerin des Cusanuswerkes, der Studienförderung der deutschen katholischen
Bischöfe.
„Wir brauchen auch Ideen und Konzepte, bei denen nicht nur die
öffentliche Hand Geld reingibt, sondern auch Private, Industrie, Wirtschaft und die
Universitäten und ihre Leitungen alle gefordert sind, aktiv zu werden um das auf Zukunft
hin besser, deutlicher und sichtbarer zu machen. Ob jetzt speziell das augenblicklich
diskutierte und verabschiedete Konzept des nationalen Stipendienprogramm schon das
Gelbe vom Ei ist, das ist eine ganz andere Frage.“
BAFöG und Studienhilfen
seien wichtig, um all jenen das Studieren zu ermöglichen, die allein durch finanzielle
Gründe davon abgehalten würden. Bafög ist aber nicht alles:
„Aber es ist
eine deutsche Tradition – und wie ich behaupten würde mit sehr guten Erfahrungen –
zu sagen, diejenigen, die in einem ganz weiten Begriff besonders begabt sind, die
engagiert sind und jetzt speziell für das Cusanuswerk diejenigen, die auch Katholisches
und Kirchliches für sich zum Lebensthema machen, die wollen wir als Gesellschaft und
als Kirche besonders fördern und sie darin bestärken, dass ihre Talente geschenkt
sind nicht nur für sich, für ihre Karriere, oder für ihre eigenen privaten Belange,
sondern dass sie damit auch eine Verantwortung haben, dieses für das Wohl der Gesellschaft
wieder einzusetzen. Das Stichwort was von Seiten der Kirche immer fällt: das ist ein
Teil kultureller Diakonie.“
Lückings Kritik bezieht sich vor allem auf
die angestrebte Dezentralisierung: viele Universitäten hätten gar nicht das Personal
oder die Erfahrungen, die vom Gesetz vorgesehenen Drittmittel einzuwerben. Da finge
jetzt jede Uni an, das Rad neu zu erfinden, so Lücking. Sie kritisiert auch, dass
durch diese Finanzmittel aus der Wirtschaft diese einen übergroßen Einfluss bekommt
auf die Bildungspolitik der Universitäten. Besonders aber würde dieses nationale Programm
den Studenten zwar mehr Geld geben, mehr auch als die Förderwerke wie Cusanus, aber
völlig ohne ideellen Hintergrund beim Bildungskonzept. Das würde die Studenten – auch
katholische – davon abhalten, sich durch die Förderwerke fördern zu lassen. Dabei
sei es die Stärke gerade der Bildungswerke,
„dass wir zusätzlich zu dem
Geld ein großes ideelles Förderprogramm haben; das sind unsere Ferienakademien, das
ist unser Bildungsprogramm, das ist die inhaltliche Schulung, die Vernetzung, das
alles bieten wir darüber. Wir bieten auch ein großes geistliches Programm, wo viele
Leute sagen, dass sie das am Anfang gar nicht so im Blick hatten. Es sei aber eigentlich
der bessere Teil an dem, was sie durch die Cusanus-Förderung während des eigenen Studiums
erfahren und erleben durften. Beim Nastip gibt es überhaupt kein Bildungsprogramm
und kaum Vorgaben für die Auswahlkriterien in Blick auf die Persönlichkeit der Bewerber,
deshalb ist unsere Förderung nicht nur inhaltlich besser, sondern in Blick auf die
gesellschaftliche Relevanz klarer zu verantworten.“