Der ehemalige Solidarnosc-Pfarrer Henryk Jankowski ist tot. Er starb am Montagabend
im Alter von 73 Jahren in Danzig, wie Oberbürgermeister Pawel Adamowicz mitteilte.
Jankowski war als Kaplan der einstigen polnischen Freiheits- und Demokratiebewegung
bekannt geworden. Im August 1980 zelebrierte er einen Gottesdienst für die streikenden
Danziger Werftarbeiter und war fortan eng mit der antikommunistischen Solidarnosc
verbunden, die damals entstand. Über die Todesursache gab es zunächst keine Angaben.
Jankowski litt seit Jahren an Diabetes. Er soll laut polnischen Medienberichten am
kommenden Samstag in der Danziger Brigitten-Kirche beigesetzt werden. Dort war er
von 1970 bis 2004 als Pfarrer tätig.
Vorwürfe und Würdigung Nach
antisemitischen Äußerungen und Vorwürfen des Kindesmissbrauchs berief das Erzbistum
Danzig den Geistlichen 2004 als Probst der Brigitten-Kirche ab. Schon zuvor hatte
sich der Solidarnosc-Gründer und spätere Staatspräsident Lech Walesa von seinem ehemaligen
Beichtvater distanziert. Das Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs wurde eingestellt,
nachdem ein psychiatrisches Gutachten die Glaubwürdigkeit eines Zeugen erschüttert
hatte. 2008 hob der Danziger Erzbischof Slawoj Leszek Glodz das Predigtverbot für
Jankowski auf, das sein Vorgänger Tadeusz Goclowski gegen ihn verhängt hatte. Der
erste demokratische Ministerpräsident Polens nach der Wende 1989, Tadeusz Mazowiecki,
würdigte in einer ersten Stellungnahme die Rolle Jankowskis beim Streik der Werftarbeiter.
Der Pfarrer sei damals „sehr mutig“ gewesen. Im Jahr 2000 verlieh ihm die Stadt Danzig
die Ehrenbürgerschaft.