Die Immunschwächekrankheit Aids wird in Medien und Gesellschaft zunehmend bagatellisiert,
das kritisiert der Aids-Seelsorger der Erzdiözese Wien im Vorfeld des Welt-Aids-Kongresses.
Der Trinitarierpater Clemens Kriz mahnte am Montag, HIV und Aids seien nach wie vor
Realität, auch in Österreich und quer durch alle Bevölkerungsgruppen. Die Brisanz
der Krankheit werde nicht mehr wahrgenommen. Das treffe etwa auch auf den jährlichen
Welt-Aidstag (1. Dezember) zu. Auch der Life-Ball werde letztlich fast nur noch als
„großer Kostümball“ dargestellt. Von der am kommenden Sonntag in Wien beginnenden
Welt-Aids-Konferenz erwarte er sich wieder mehr Aufmerksamkeit für die Krankheit,
die vor allem in Entwicklungsländern „ganze Generationen dahinrafft“, so der Ordensmann.
Bis zu 30.000 Teilnehmer werden in der Bundeshauptstadt Wien erwartet. Der Aids-Seelsorger
zeigte sich verärgert, dass die Kirche von der Öffentlichkeit oft nur in ihrer Kondom-kritischen
Haltung wahrgenommen werde. Das vielfältige Engagement der Kirche gegen Aids und die
vielen Hilfsprojekte - vor allem in den Entwicklungsländern- würden hingegen nicht
gesehen. Immerhin werde weltweit ein Viertel der Hilfe für HIV/Aids-Kranke und deren
Angehörige von katholischen Einrichtungen und Initiativen getragen. In manchen Entwicklungsländern
liege dieser Anteil auch noch wesentlich höher. In Österreich werde die Krankheit
inzwischen ausschließlich durch Drogen und Sexualverkehr übertragen. Ein großes Problem
stelle diesbezüglich auch die grenznahe Prostitution dar: „Gar nicht so wenige Ehemänner
stecken dann auch ihre Frauen an.“ Man könne nur immer wieder den Appell an die Bevölkerung
richten, „ohne Verlogenheit“ mit Aids umzugehen und „zum Leben und zu sich selbst
ehrlicher“ zu sein.