Haiti, 12. Januar
2010: Vor genau einem halben Jahr bebte die Erde und hinterließ das gebeutelte Land
und sein Volk in Schutt und Asche. Fast 215.000 Menschen starben, zehntausende wurden
schwer verletzt. Maria Lobis ist Caritas-Mitarbeiterin in Südtirol bei der Diözese
Bozen-Brixen. Sie war vor kurzem in dem Land.
„Es liegen nach wie vor
Trümmer auf vielen Wegen und nicht befahrbaren Straßen. Ich habe Menschen gesehen,
die auf den Trümmern ihrer eigenen Häuser Märkte aufbauen oder T-Shirts verkaufen
oder irgendetwas backen oder braten. Ich habe Menschen gesehen mit amputierten Beinen,
ich habe Frauen gesehen, die Kinder auf dem Rücken tragen, aber die Augen haben, die
im Grunde tot sind, wo man erlebt oder sieht, dass diese Menschen traumatisiert sind.
Ich habe Männer erlebt, die einfach nur hilflos da gesessen sind und in die Luft gestarrt
haben, aber ich habe auch Kinder in Slumschulen erleben dürfen, wo ganz viel Hoffnung
da ist, die einen Lebenswillen haben, die Lernwillen haben und wo ich gemerkt habe,
diese Kinder brauchen eine Zukunft, da gibt es Hoffnung und für diese Kinder lohnt
es sich alles zu tun, um Haiti wieder auf die Beine zu bekommen.“ Die Caritas
Bozen-Brixen ist wie viele andere Hilfsorganisationen von Beginn an in Haiti im Einsatz.
Aus der Diözese in Südtirol kamen in den vergangenen Monaten rund 1,6 Millionen Euro
als Spenden für die Nothilfe und den Wiederaufbau zusammen, damit wurden etwa Zelte
gekauft, Notunterkünfte gebaut oder auch einfach Seife und Zahnpasta in die Karibik
geschickt. Momentan ist die Caritas Bozen-Brixen dabei unter anderem ein Waisenhaus
und ein Krankenhaus mit auf zubauen, zudem sind Bildungsprojekte mit den Salesianer
Don Bosco geplant.
„Es gibt natürlich riesige Schwierigkeiten weil
kaum schweres Gerät vorhanden ist. Schwierig ist auch, dass es viel Holz brauchen
wird, vor allem beim Wiederaufbau der Häuser. Es sollen ja leichte Gerüste gebaut
werden, also Dachkonstruktionen und dafür braucht es Holz, wenn man weiß, das 95 Prozent
des Holzes, das noch vor 200-300 Jahren dort war abgeholzt ist, das Haiti sehr erosionsgefährdet
ist, dann versteht man auch, dass dieses Holz importiert werden muss, nun sind die
Beamten aber gar nicht so gewillt, die Importe leicht zu gestalten, den Hilfsorganisationen
Macht zu geben und sie blockieren auch vieles immer wieder an den Zöllen und das wird
noch einiges an Herausforderungen mit sich bringen.“ (rv 12.07.2010 kk)